
In den kommenden Monaten werden die ostfriesischen Inseln Norderney und Baltrum für die Anbindung von Windparks in der Nordsee mit Stromkabeln unterbohrt. Diese Maßnahmen sind Teil eines umfangreichen Projekts zur Integration erneuerbarer Energien in das deutsche Stromnetz. Laut der Süddeutschen Zeitung beginnt Tennet in diesen Tagen mit den ersten Bohrungen auf Baltrum, um die Netzanbindungssysteme BalWin3 sowie LanWin 1 und 4 anzulegen.
Insgesamt sind mehrere Bohrprojekte geplant, darunter auch Horizontalbohrungen auf Norderney, die von Amprion durchgeführt werden. Dort verlegt man Kabel für die Systeme BalWin1 und BalWin2, wobei die notwendigen Bohrungen vor allem im Sommer und unter strengen Zeitvorgaben erfolgen. Rund um die Uhr wird im Schichtbetrieb gearbeitet, um die anspruchsvollen Fristen einzuhalten.
Projektdetails und Zeitrahmen
Die Bohrungen auf Baltrum werden im Osten der Insel durchgeführt, mit Baustellen am Nordstrand und im Watt. Die Horizontalbohrungen sollen eine Länge von bis zu 1.800 Metern erreichen und sind für eine Fertigstellung im Jahr 2024 vorgesehen. Auf Norderney sind die Arbeiten auf zwei Phasen angelegt: Sechsmal wird von der Inselmitte zum südlichen Watt gebohrt, während weitere Bohrungen zum nördlichen Strand für 2026 auf dem Plan stehen. Insgesamt wird pro System auf Norderney jeweils drei Kabel anstatt der üblichen zwei verlegt.
Die Inbetriebnahme der Kabelsysteme BalWin1 und BalWin2 ist für die Jahre 2030 und 2031 angedacht. Über diese Leitungen können bis zu 2.000 Megawatt Windstrom transportiert werden, was dem Strombedarf von vier Millionen Menschen entspricht.
Energieversorgung und Umweltschutz
Zusätzlich zu den Projektarbeiten hat TenneT Rahmenvereinbarungen für Offshore-Netzanbindungen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein abgeschlossen. Diese Vereinbarungen binden Bietergemeinschaften langfristig an TenneT und sollen die Planungs- und Bauverfahren beschleunigen. Die sieben Systeme, zu denen auch BalWin3 und LanWin4 gehören, haben eine Gesamtkapazität von rund 13 Gigawatt und sind entscheidend für die Förderung von grünem Windstrom aus der Nordsee, wie der Betreiber auf seiner Webseite tennet.eu berichtet.
Der Einsatz umweltschonender Technologien hat bei diesen Projekten hohe Priorität. Das Horizontalspülbohrverfahren (HDD), das für die Bohrungen eingesetzt wird, minimiert Bodeneingriffe und schützt die Flora und Fauna im Nationalpark Wattenmeer. Zudem kommen bei den Bohrungen gefahrfreie Stoffe zum Einsatz, die für den Brunnenbau zugelassen sind. Schallschutzwände von bis zu zehn Metern Höhe werden errichtet, um die Lärmbelästigung während der Bauarbeiten zu vermindern.
Der Ausbau der Offshore-Infrastruktur ist ein zentraler Bestandteil der Energiewende in Deutschland. TenneT hat ehrgeizige Ziele; bis 2030 sollen mindestens 30 Gigawatt, bis 2035 gar 40 Gigawatt und bis 2045 insgesamt 70 Gigawatt aus Offshore-Windkraft bereitgestellt werden.