
Die Wohnraumsituation in der Schweiz wird zunehmend prekär. Die steigende Nachfrage nach Mietwohnungen trifft auf eine stagnierende Bautätigkeit, was die Mieten in den letzten Jahren deutlich in die Höhe trieb. Insbesondere im Jahr 2024 stiegen die Mieten im Median um 4,5 Prozent, was den stärksten Anstieg seit 20 Jahren darstellt, wie die NZZ berichtet. Dies führt nicht nur zu einer erhöhten Belastung für Mieterinnen und Mieter, sondern auch zu einem schwindenden Angebot an günstigem Wohnraum.
Der Wohnungsbau in der Schweiz stockt, was die Lage weiter verschärft. Während zwischen 2004 und 2017 im Durchschnitt 7,3 Wohnungen pro 1000 Bewohner geplant wurden, sind es zwischen 2020 und 2024 nur noch 5,5. Im Jahr 2024 wurden insgesamt etwa 49.000 neue Wohnungen genehmigt, was zwar 2,1 Prozent über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre liegt, aber bei einem Bedarf von rund 50.000 Einheiten unzureichend bleibt. Prognosen deuten darauf hin, dass im Jahr 2025 nur 42.000 neue Wohnungen gebaut werden, während die Bevölkerung gleichzeitig ansteigt, mit einer prognostizierten Zahl von 9,43 Millionen bis 2030 und 10,44 Millionen bis 2050.
Bewertung der Ersatzneubauten
Ersatzneubauten, bei denen bestehende Häuser abgerissen und durch neue ersetzt werden, sind umstritten. Diese Bauprojekte Kämpfen mit Widerstand, da sie nicht nur mit Lärm und Schmutz verbunden sind, sondern oft auch erheblichen Verlust an erschwinglichem Wohnraum zur Folge haben. Besonders betroffen sind kleinere, ältere Objekte sowie Einfamilienhäuser, zunehmend jedoch auch Gebäude aus den 1960er bis 1980er Jahren. Im Kanton Zürich wurden im Jahr 2022 rund 7500 Neubauwohnungen erstellt, während 2100 abgerissen wurden, was einen signifikanten Verlust darstellen kann, wie die NZZ feststellt.
Die hohe Zuwanderung trägt wesentlich zur Wohnungsnot bei. Im Jahr 2024 zogen etwa 83.000 Ausländer in die Schweiz, vornehmlich Arbeitskräfte aus dem EU-Raum, während die nationalen Leerstandsquote mit 1,08 Prozent bereits knapp bemessen ist. Insbesondere Zürich verzeichnet mit 0,07 Prozent den tiefsten Wert in der Schweiz und möglicherweise in der westlichen Welt. Dies führt zu einer Besorgnis über die Verfügbarkeit von Mietwohnungen und zu Protesten, als kürzlich rund 100 Mietparteien in Zürich Kündigungen erhielten. Swissinfo weist darauf hin, dass die Situation für die kommenden fünf Jahre angespannt bleiben wird.
Ausblick und Herausforderungen
Die politische und öffentliche Diskussion über die Verdichtung bestehender Wohngebiete nimmt zu, jedoch werden solche Projekte oft durch Einsprachen behindert. Das Raumplanungsgesetz von 2014 hemmt zudem die Neubautätigkeit, da neue Bauzonen kaum ausgewiesen werden. Sanftere Verdichtungsformen wie Umbauten und Aufstockungen sind häufig nicht ausreichend, um den Bedarf zu decken. Die gesetzlichen Vorgaben verlangen jedoch Ersatzneubauten, um neuen Wohnraum zu schaffen und damit Zersiedelung zu vermeiden.
Um die Situation zu verbessern, wird eine Entschlossenheit zur Förderung von Bauprojekten benötigt, vielleicht sogar durch Anpassungen finanzieller Anreize, die die Bautätigkeit ankurbeln könnten. Mit der Möglichkeit von negativen Zinsen in der Zukunft könnte sich hier eine Chance bieten. Bis dahin bleibt die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Wohnungsknappheit ein zentrales Thema in der Schweiz bleibt.