
Die Prognosen für die deutsche Wirtschaft sind alarmierend: Der Sachverständigenrat für Wirtschaft geht davon aus, dass Deutschland in diesem Jahr mit keinem Wachstum rechnen kann. Die Experten erwarten, dass die Konjunktur erst im nächsten Jahr anzieht. Diese Einschätzung ist besonders besorgniserregend, da das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) bereits im Jahr 2022 um 0,2 Prozent geschrumpft ist. Ein weiteres Schrumpfen der Wirtschaft im Jahr 2023 würde bedeuten, dass das BIP stagnieren wird, was die wirtschaftlichen Perspektiven weiter trübt.
Hoffnungen auf eine Besserung liegen auf einem Finanzpaket der Bundesregierung, das in Investitionen fließen soll. Diese Kredite, die für ein geplantes Infrastrukturpaket vorgesehen sind, müssen jedoch ausschließlich für Investitionen eingesetzt werden. Trotz dieser Maßnahmen könnte die deutsche Wirtschaft auch im kommenden Jahr, 2024, nur ein moderates Wachstum von 1,0 Prozent erreichen.
Einflussfaktoren und Risiken
Die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung wird stark durch externe Faktoren beeinflusst. Insbesondere die US-Zollpolitik könnte die deutschen Exporte bremsen, die für 2023 voraussichtlich bereits zum dritten Mal in Folge schrumpfen werden. Zusätzlich birgt ein möglicher Handelskonflikt mit den USA erhebliche Risiken für die deutsche Exportwirtschaft. Auch die steigenden Inflationserwartungen könnten negative Auswirkungen haben.
Die Nachfrage könnte laut den Experten erst ab 2026 durch kreditfinanzierte Ausgaben zur Sanierung der Infrastruktur und zur Modernisierung der Bundeswehr deutlich angekurbelt werden. Für 2026 wird ein Anstieg der Bauinvestitionen um 2,9 Prozent und der Ausrüstungsinvestitionen um 4,4 Prozent prognostiziert. Der private Konsum soll jedoch bereits 2024 um 0,7 Prozent wachsen.
Bürokratie und Strukturwandel als Hemmnisse
Ein zentraler Punkt im Gutachten der Wirtschaftsweisen ist die Identifizierung von Bürokratie als eines der größten Hindernisse für Wachstum. Die jährlichen Kosten für Informationspflichten betragen demnach immense 65 Milliarden Euro. Zudem wird der Strukturwandel, bedingt durch die zunehmende Bedeutung des Dienstleistungssektors, als bremsend für die Produktivität angesehen.
Um das Wachstum anzukurbeln, fordern die Ökonomen eine verbindliche Investitionsquote von 10 Prozent des Kernhaushalts für das Infrastruktur-Sondervermögen. Zusätzlich sollte eine langfristige Finanzierung der Verteidigungsausgaben vollständig aus dem Kernhaushalt erfolgen. Die Kritiker der bestehenden Regelungen bemängeln, dass Verteidigungsausgaben ab 1 Prozent des BIP außerhalb der Schuldenbremse finanziert werden können. Sie fordern eine Anhebung auf 2 Prozent, um den anfänglichen Anforderungen besser gerecht zu werden.
In diesem Kontext gibt es unterschiedliche Meinungen unter den Experten. Veronika Grimm weicht in mehreren Punkten von der Mehrheitsmeinung ab, lehnt eine Lockerung der Schuldenbremse ab und fordert den Abbau überflüssiger Regulierungen.
Zusammenfassend zeigt das Gutachten, dass die wirtschaftlichen Herausforderungen Deutschlands vielschichtig sind, und es bedarf umfassender Maßnahmen, um die Weichen für eine positive Entwicklung zu stellen. Auf die dringend benötigten Impulse für das Wachstum müssen die Akteure sowohl politisch als auch wirtschaftlich unterstützend einwirken.
Für mehr Informationen über die Entwicklung der deutschen Wirtschaft lesen Sie die Berichte von NZZ und Spiegel.