
Die aktuelle Gesundheits- und Sozialpolitik der US-Regierung unter Robert F. Kennedy Jr. stößt auf heftige Kritik und Bedenken in der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Bei der kürzlich veranstalteten Kommission „Make America Healthy Again“ (MAHA) im Weißen Haus kündigte Kennedy an, das Publizieren in führenden medizinischen Fachzeitschriften für Wissenschaftler, die öffentliche Forschungsgelder erhalten, zu verbieten. Dies berichtet fr.de.
Kennedy, bekannt für seine umstrittene Haltung zu Impfungen, die er mit Autismus in Verbindung bringt, bezeichnete renommierte Fachzeitschriften wie Lancet, New England Journal of Medicine und Jama als „korrupt“ und versprach, stattdessen eigene, von der Regierung herausgegebene Fachzeitschriften zu etablieren. Dies geschieht im Kontext von weitreichenden Entlassungen und der Schließung von 13 von 28 Behörden des Gesundheitsministeriums, was die Befürchtungen über einen möglichen Rückgang der wissenschaftlichen Qualität weiter verstärkt.
Wissenschaftliche Freiheit in Gefahr
Führende Wissenschaftler, darunter Matthias Tschöp und Carsten Watzl, äußern große Besorgnis über Kennedys Ankündigungen. Sie warnen, dass die Kontrolle über Publikationen die Forschungsfreiheit und die Integrität der Gesundheitsversorgung gefährden könnte. In der Vergangenheit war das Volumen der Forschungsförderung unter der Trump-Regierung bereits um mehr als drei Milliarden Dollar gesunken, was zur Folge hatte, dass unliebsame Forschungsvorhaben kaum noch finanzielle Unterstützung erhielten, wie die sueddeutsche.de berichtet.
Ein zentraler Aspekt der Besorgnis ist die Rolle der Pharmaindustrie in der medizinischen Forschung. Studien zeigen, dass über 50 % der Peer-Reviewer in medizinischen Fachzeitschriften Zahlungen von Pharmaunternehmen erhalten haben. Diese finanzielle Abhängigkeit könnte die Unabhängigkeit der Forschung gefährden. Kennedy hatte angekündigt, gegen Fachzeitschriften vorzugehen, die seiner Meinung nach „gefälschte“ Wissenschaft publizieren. Ein weiteres Problem stellt die Verschleierung potenzieller Interessenkonflikte im Peer-Review-Verfahren dar, was die Glaubwürdigkeit der wissenschaftlichen Publikationen weiter untergräbt.
Reduzierung des Pharmaeinflusses?
Trotz Kennedys Beteuerungen, den Einfluss der Pharma-Lobby reduzieren zu wollen, bleibt unklar, wie realistisch diese Vorstellungen sind. In der Periode von 2003 bis 2016 wurden Strafzahlungen an die Pharmaindustrie in Höhe von 33 Milliarden Dollar verhängt, was jedoch weniger als 1,5 % ihrer Gesamterlöse ausmacht. Die Diskussion über das Thema „Disease Mongering“, Lobbyarbeit und illegale Preisabsprachen bleibt ebenso aktuell wie alarmierend.
Insgesamt sind die Entwicklungen unter Kennedy ein deutliches Signal für die Herausforderungen, die die medizinische Forschung und die wissenschaftliche Integrität in den USA derzeit durchlaufen. Die Forderung nach einer Verteidigung der Freiheit von Forschung und Lehre wird von der internationalen Wissenschaftscommunity laut erhoben, um den Fortbestand einer losgelösten und qualitativ hochwertigen wissenschaftlichen Auseinandersetzung zu sichern.