
In Klein Flottbek, einem Stadtteil Hamburgs, plant eine Familie die Weitergabe des Erbes ihres Großvaters an ein Kollektiv namens „Likedeelerei“. Die Geschwister möchten das Haus, das ihr Großvater mit dem Ziel baute, es günstig zu vermieten, an die Likedeelerei übertragen. Diese Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, Immobilien zu erwerben und dabei benachteiligten Menschen, insbesondere Geflüchteten, neue Perspektiven zu bieten. Simon Stülcken, ein Mitglied der Likedeelerei, berichtet, dass das Haus zu einem Preis unterhalb des Marktwertes erworben werden soll, um das „geistige Erbe“ des Großvaters zu erhalten. Die Finanzierung des Hauskaufs erfolgt durch Spenden und Darlehen von Unterstützern, während das Kollektiv plant, Banken und deren Gewinnlogik zu umgehen.
Die Likedeelerei hat bereits sieben Projekte in Hamburg realisiert und ein Neubau in Wilhelmsburg ist in Planung. Hierbei sollen 75% der Wohnfläche an Geflüchtete vergeben werden. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Mischung aus Einzelappartements und Wohnungen für Großfamilien. Insgesamt wurden in Hamburg im Jahr 2024 8.319 Wohnungen fertiggestellt, während die Zahl 2023 bei 5.999 lag. Allerdings ist der Anteil an Sozialwohnungen alarmierend niedrig: von den neuen Wohnungen waren nur 2.261 Sozialwohnungen, was etwa 27% entspricht. Die Zahl der Sozialwohnungen in Hamburg ist im Laufe der letzten Jahre gesunken; 2023 gab es noch 8% Sozialwohnungen im Bestand – ein signifikanter Rückgang von über 100.000 im Jahr 2011 auf rund 80.000.
Shared Housing und Unterstützung für Geflüchtete
Beim Neubau in Wilhelmsburg handelt es sich um ein robustes Finanzierungsmodell: 1 Million Euro Eigenkapital wird durch 9 Millionen Euro aus Krediten und städtischer Förderung ergänzt. Für die Unterstützer besteht jedoch ein Risiko bei einer Bankbeteiligung, da im Insolvenzfall die Bank Vorrang hat. Das Kollektiv sieht sich als „kleine Cousine vom Mietshäusersyndikat“ (MHS), das bundesweit in 201 Projekten aktiv ist, darunter zehn in Hamburg. Die MHS-Häuser sind selbstverwaltet und gehören einer GmbH, die Verkäufe mit einem Veto-Recht kontrolliert. Auch die Likedeelerei hat eine ähnliche Struktur: Ihre GmbH besitzt alle Immobilien und wird durch einen Mieterverein sowie eine Stiftung zur Kontrolle gestärkt.
Das Konzept der Likedeelerei hat auch eine klare soziale Ausrichtung. In einer der Wohnungen in Klein Flottbek wird demnach eine alleinerziehende afrikanische Frau leben, die von den Nachbarn Unterstützung bei Behördengängen erhält. Die Geschwister möchten sicherstellen, dass Menschen, die auf dem freien Wohnungsmarkt kaum eine Chance haben, in ihrem Haus wohnen können.
Soziale Wohnunterkünfte und ihre Herausforderungen
Parallel zu den Initiativen der Likedeelerei bieten auch Organisationen wie Fördern & Wohnen wichtige Unterstützung für Menschen ohne Wohnung oder jene, die keine geeignete Unterkunft finden können. Unterkünfte mit der Perspektive Wohnen, die zur öffentlichen Unterbringung gehören, stehen ausschließlich geflüchteten Menschen mit sicherer Bleibeperspektive zur Verfügung. Diese Einrichtungen sind darauf ausgelegt, den Bewohner:innen zu helfen, eine eigene Wohnung zu finden und in die Selbstständigkeit zurückzublättern.
In diesen Unterkünften werden die Bewohner:innen an die Verpflichtungen als Mieter:innen herangeführt und übernehmen eigene Verantwortung für Stromverträge sowie Telefon- und Fernsehanschlüsse. Die Unterkünfte entsprechen dem Standard des sozialen Wohnungsbaus, entweder errichtet von privaten Investoren, Baugenossenschaften oder der SAGA GWG. Fördern & Wohnen mietet diese Wohnungen für maximal 15 Jahre an, wobei viele Standorte bereits freie Wohnungen anbieten. In Ohlendiekshöhe fungiert Fördern & Wohnen sowohl als Bauherr als auch Betreiber.
Die genannten Entwicklungen verdeutlichen, dass in Hamburg innovative Lösungsansätze zur Bekämpfung des Wohnungsmangels und zur Unterstützung von benachteiligten Bevölkerungsgruppen im Gange sind. Sowohl die Likedeelerei als auch Fördern & Wohnen setzen dabei auf Solidarität und gemeinschaftliches Engagement, um in einer herausfordernden Wohnungsmarktsituation Hoffnung zu schaffen.
Für weitere Informationen zur Likedeelerei siehe taz, und für Details zu den Unterkünften mit Perspektive Wohnen besuchen Sie Fördern & Wohnen.