Wirtschaft

Lieferando kündigt 2000 Entlassungen: Streiks in Hamburg beginnen!

Das Unternehmen Lieferando plant bis Ende des Jahres die Entlassung von rund 2000 Fahrerinnen und Fahrern in Deutschland, was etwa 20 Prozent der gesamten Flotte entspricht. Insbesondere in Hamburg, wo rund 500 Mitarbeiter beschäftigt sind, wird die Maßnahme spürbare Auswirkungen haben. Anlass für die Entlassungen ist die verstärkte Zusammenarbeit mit Subunternehmen, um die Auslieferung auf der letzten Meile zu optimieren. Deutschlandchef Lennard Neubauer erläutert, dass sich die Wettbewerbslandschaft rasant ändere und die Kunden einen zuverlässigen Service sowie kurze Bestellzeiten erwarten, was mit den aktuellen Strukturen nicht immer gewährleistet werden könne. Besonders in kleineren Märkten wie Wiesbaden, Lübeck und Bochum plant Lieferando, mit spezialisierten Logistik-Unternehmen zusammenzuarbeiten. Ziel ist es, diesen Prozess bis Ende des Jahres oder spätestens bis zum ersten Quartal 2026 abzuschließen. Bisher waren die meisten Fahrer fest über die Tochtergesellschaft Takeaway Express angestellt, doch immer mehr Aufträge sollen künftig an spezialisierte Drittanbieter ausgelagert werden.

Diese Entwicklung ruft Widerstand hervor. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat bereits vor den Entlassungen gewarnt und fordert seit zwei Jahren einen Tarifvertrag für die bundesweit rund 6000 Beschäftigten. In Hamburg hat die NGG kürzlich zu einem 36-stündigen Streik aufgerufen, der den längsten in der Firmengeschichte darstellt. Über 100 Mitarbeiter beteiligten sich an dem Ausstand, während die Tarifverhandlungen von der Muttergesellschaft Just Eat Takeaway blockiert werden. Gewerkschafter betonen, dass nach der hohen Inflation ein Tarifvertrag überfällig sei.

Streiks und Forderungen

Die NGG sieht sich durch die geplanten Entlassungen in ihrer Kritik bestätigt: Sie wirft Lieferando vor, eine „Schattenflotte“ aufzubauen, indem Mitarbeiter entlassen und später durch Subunternehmen unter schlechteren Bedingungen wieder eingestellt werden. Dies steht im Widerspruch zur bisherigen Praxis, die direkte Beschäftigung der Fahrer, die von vielen Arbeitnehmervertretern positiv bewertet wurde. Darüber hinaus führt die Abschaffung von sogenannten „Order-Boni“ ab August zu einem deutlichen Einkommensverlust für viele Fahrer, da Boni für einige Kuriere mehrere Hundert Euro pro Monat einbrachten und etwa die Hälfte der Fahrer betrafen.

Widersprüchliche Aussagen

Lieferando hat die Vorwürfe der NGG zurückgewiesen und erklärt, dass keine nennenswerten Entlassungen in Berlin stattgefunden hätten. Zudem sei die Mehrheit der Fahrer nicht von den wegfallenden Boni betroffen und verdiene über 14 Euro pro Stunde. Dennoch bleibt die Gewerkschaft skeptisch und argumentiert, dass auch das Auslaufen von befristeten Verträgen zu einem Stellenabbau führen könnte. Die NGG fordert eine rechtskonforme tarifliche Regelung um die Rechte der Fahrer besser zu schützen.

In der wirtschaftlichen Betrachtung hat Just Eat Takeaway im Jahr 2024 den bereinigten Vorsteuergewinn in Nordeuropa um fünf Millionen Euro gesteigert und die Nutzerzahlen stabil bei 30 Millionen gehalten. Das Unternehmen steht vor einer Übernahme durch Prosus im Wert von 4,1 Milliarden Euro, die bis Jahresende abgeschlossen sein soll. Kritiker der Entwicklungen befürchten, dass die Umstrukturierungen zulasten der Beschäftigten gehen könnten.

Die NGG hat angekündigt, dass der Streik in Hamburg nur der Anfang sei. Weitere Aktionen in großen Städten sind geplant, um Druck auf das Unternehmen auszuüben und die Forderungen nach besseren Bedingungen und einem Tarifvertrag durchzusetzen.

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Tim Meisner

Tim Meisner ist ein angesehener Wirtschaftsexperte und Analyst mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Durch seine langjährige Tätigkeit in Deutschland hat er ein umfassendes Verständnis für lokale und nationale Wirtschaftsthemen entwickelt. Sein Fachwissen erstreckt sich von Finanzmärkten und Unternehmensstrategien bis hin zu makroökonomischen Trends. Er ist bekannt für seine klaren Analysen und durchdachten Einschätzungen, die regelmäßig in führenden Wirtschaftsmedien zitiert werden.

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