
Microsoft hat heute angekündigt, 400 Millionen US-Dollar in der Schweiz zu investieren. Diese Ankündigung wurde in Bern im Beisein von Bundesrat Guy Parmelin gemacht. Die Mittel sollen sowohl in die Erweiterung bestehender Datencenter als auch in die Bereitstellung neuer KI-Chips fließen. Microsoft plant zudem, bis Ende 2027 eine Million Schweizer im Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu schulen.
Bundesrat Guy Parmelin äußerte sich positiv über die Investition und hob die Innovationskraft der Schweiz hervor. Dennoch gibt es auch kritische Stimmen. Matthias Stürmer, Professor an der Berner Fachhochschule, warnt vor einer zunehmenden Abhängigkeit von Microsoft, insbesondere in der Bundesverwaltung und den Kantonen. Stürmer äußerte Bedenken hinsichtlich des Zugriffs der US-Regierung auf die Daten von Microsoft in der Schweiz.
Kritik und Bedenken
Brad Smith, Präsident von Microsoft, betonte jedoch, dass das Unternehmen über rechtliche Möglichkeiten verfügt, um gegen staatliche Eingriffe vorzugehen. Er wies darauf hin, dass solche Gesuche selten seien und dass Microsoft sich aktiv für die Rechte seiner Kunden einsetzt. Trotz dieser Zusicherungen fordert Stürmer, dass die Schweiz nach Alternativen zu Microsoft-Software-Diensten suchen sollte.
Guy Parmelin betonte in seiner Rede die Notwendigkeit, ein Gleichgewicht zwischen Abhängigkeit und digitaler Souveränität zu finden. Dies ist besonders relevant angesichts der geopolitischen Spannungen und der Handelskonflikte, die die Beziehungen zwischen den USA und Europa beeinflussen. Microsoft hat kürzlich Investitionen in Europa angekündigt, um das Vertrauen in US-Technologieanbieter zurückzubringen.
Digitale Zusicherungen und Infrastruktur
Zu den fünf digitalen Zusicherungen, die Microsoft für Europa präsentiert hat, gehören der Aufbau eines breiten KI- und Cloud-Ökosystems, die Wahrung der digitalen Resilienz Europas sowie der fortlaufende Schutz der Privatsphäre europäischer Daten. Microsoft plant eine Erweiterung der europäischen Cloud- und KI-Infrastruktur um 40% in den nächsten zwei Jahren und eine Verdopplung bis 2027. Aktuell ist Microsoft in über 200 Rechenzentren in 16 europäischen Ländern aktiv.
Ein zentrales Projekt ist das „EU Data Boundary“-Projekt, das ab Januar 2024 die Speicherung und Verarbeitung personenbezogener Daten ausschließlich innerhalb der EU- und EFTA-Region vorsieht. Technische Schutzmaßnahmen wie Confidential Compute und Customer Lockbox sollen dabei helfen, die datenschutzrechtlichen Anforderungen zu erfüllen. Zudem wird Microsoft den europäischen Datenschutz durch vertragliche Absicherungen stärken.
Trotz dieser Fortschritte bleibt die Kritik bestehen. Analysten befürchten, dass die Investitionen von Microsoft bestehende Abhängigkeiten festigen könnten, statt echte Souveränität zu schaffen. Die Zusicherungen sind oft unverbindlich und nicht in belastbaren Verträgen fixiert. Besondere Bedenken gibt es hinsichtlich US-Gesetzen wie dem CLOUD Act, die die Datenverarbeitung erheblich beeinflussen können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Microsofts Zusagen ein Schritt in Richtung europäischer Datensouveränität darstellen, jedoch bleibt Wachsamkeit geboten. Auch das bevorstehende Support-Ende von Windows 10 am 14. Oktober 2025 wirft zusätzliche Fragen auf, denn das BSI warnt vor möglichen Sicherheitsrisiken und empfiehlt ein frühzeitiges Upgrade auf Windows 11 oder die Nutzung alternativer Systeme.