Wirtschaft

Mileis Reformen: Chance oder Risiko für Argentiniens Wirtschaft?

Javier Milei hat seit seiner Amtsübernahme als Präsident Argentiniens eine Reihe von wirtschaftlichen Reformen eingeleitet, die bereits erste Erfolge zeigen. Berichten zufolge überraschen positive Inflations- und Armutsdaten, während der Rohstoffsektor floriert und die Industrie in einer Rezession steckt. Ein Rückgang der Inflation wurde unter anderem durch Kürzungen im öffentlichen Sektor und einer Verringerung der Geldmenge erzielt. Diese Maßnahmen führten dazu, dass Devisen zurückkamen und die Kreditverfügbarkeit sowie die Unternehmensanleihen anstiegen, was auf eine Stabilisierung der Wirtschaft hindeutet, wie IW Köln berichtete.

Allerdings stehen Mileis Reformen auch in der Kritik. Kürzungen im Gesundheitswesen und im Bildungssystem gefährden die Daseinsvorsorge. Zudem wirft die Aufkündigung des erinnerungspolitischen Konsenses Fragen zur demokratischen Integrität seiner Regierung auf. Insbesondere die Industrie befindet sich unter Druck, wobei vor allem im dritten und vierten Quartal 2024 sinkende Werte zu beobachten sind. Die Bruttowertschöpfung der Landwirtschaft liegt nur leicht über den Durchschnittswerten der letzten sieben Jahre, während das verarbeitende Gewerbe nur eine langsame Erholung zeigt und in einigen Bereichen bis zu 25 % weniger produziert als 2017.

Wirtschaftliche Herausforderungen und Potenziale

Die chemische Industrie bleibt auf einem niedrigen Niveau, während der Fahrzeug- und Landmaschinenbau von regionaler Nachfrage sie profitiert. Der Boom im Bergbau wird durch große Zuwächse bei den Bruttoanlageinvestitionen, unterstützt durch Direktinvestitionen aus den USA, vorangetrieben. Steuerliche Vergünstigungen im Rahmen des RIGI-Programms fördern Großinvestitionen im Bergbau. Die Aussicht auf eine Dollarisierung könnte zwar der Rohstoffindustrie zugutekommen, jedoch könnte dies die bestehende Industriekrise verschärfen.

Die Wettbewerbsfähigkeit des verarbeitenden Gewerbes bleibt unklar, und es besteht weiterhin Reformbedarf im Arbeitsmarkt und in der Steuerpolitik. Die Lohnstückkosten in Argentinien sind mehr als doppelt so hoch wie in Brasilien. Für 2025 plant Milei zudem eine umfassende Steuerreform zur Senkung der Unternehmenssteuern. Der Bau neuer Atomkraftwerke könnte erhebliche Kostenrisiken mit sich bringen, während ein einseitiger Fokus auf den Rohstoffsektor langfristig den Wohlstand gefährden könnte. Die Standortbedingungen für die Industrie müssen verbessert werden, um eine Deindustrialisierung zu vermeiden.

Die wirtschaftspolitischen Überzeugungen von Javier Milei basieren auf der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, die von Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek geprägt wurde. Die Grundmuster der Wirtschaftspolitik in Argentinien sind seit den 1960er Jahren von hoher Staats- und Auslandsverschuldung, finanzieller Repression, Inflation, Abwertung des Pesos sowie Zollschranken und Kapitalverkehrskontrollen geprägt, wie Flossbach von Storch Research Institute darlegt.

Tim Meisner

Tim Meisner ist ein angesehener Wirtschaftsexperte und Analyst mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Durch seine langjährige Tätigkeit in Deutschland hat er ein umfassendes Verständnis für lokale und nationale Wirtschaftsthemen entwickelt. Sein Fachwissen erstreckt sich von Finanzmärkten und Unternehmensstrategien bis hin zu makroökonomischen Trends. Er ist bekannt für seine klaren Analysen und durchdachten Einschätzungen, die regelmäßig in führenden Wirtschaftsmedien zitiert werden.

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