
Eine umfassende Analyse des Boston University Institute for Global Sustainability (IGS) untersucht die Herausforderungen und Kosten von Energieprojekten weltweit. Basierend auf 662 Projekten aus 83 Ländern, die seit 1936 umgesetzt wurden, zeigt die Studie, dass die Gesamtinvestitionen etwa 1,25 Billionen Euro betrugen. Besonders auffällig sind die erheblichen Kostenüberschreitungen und Verzögerungen bei Atomkraftwerken, die im Schnitt doppelt so teuer im Bau sind, als ursprünglich geplant. Diese Projekte zeichnen sich nicht nur durch hohe Zusatzkosten aus, sondern auch durch die längsten Verzögerungen, was häufig zu Stress und politischen Konflikten führt.
Investitionen in Atomenergie erfordern zudem oft Nachfinanzierungen in Milliardenhöhe. Ein weiteres Augenmerk liegt auf Wasserstoff- und Carbon Capture and Storage (CCS)-Technologien, die ebenfalls mit finanziellen und baulichen Schwierigkeiten kämpfen. Im Gegensatz dazu schneiden Solarparks und neue Stromtrassen bei Kosten und Planung deutlich besser ab. Auch Windkraftanlagen weisen eine vergleichsweise hohe Planungssicherheit auf, was sie zu einer attraktiven Option für zukünftige Investitionen macht.
Kosten und Risiken großer Projekte
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist der deutliche Anstieg der Risiken bei großen Kraftwerken, insbesondere ab 1560 Megawatt. In diesen Fällen steigen sowohl die Wahrscheinlichkeit von Zeit- als auch Kostenüberschreitungen erheblich an. Verzögerungen, die mehr als 87,5 % der ursprünglichen Bauzeit betragen, führen zu explodierenden Kosten. Kleinere, modular aufgebaute Projekte könnten dagegen eine kalkulierbarere und kostengünstigere Alternative darstellen, um die Herausforderungen der Energiewende zu meistern.
Setzt man die Ergebnisse der IGS-Studie in den Kontext der deutschen Energiewende, zeigt sich ein stark wachsender Anteil erneuerbarer Energien. Im Jahr 2024 lag dieser Anteil bei 55 %, während fossile Energien wie Kohle und Erdgas sowie die Atomkraft einen schrumpfenden Anteil an der Stromversorgung haben. Es ist bemerkenswert, dass die Atomkraft im April 2023 abgeschaltet wurde, was die Abhängigkeit von dieser risikobehafteten Technologie verringert hat.
Weltweite Investitionen in die Energiewende
Im Jahr 2023 beliefen sich die weltweiten Investitionen in die Energiewende auf 1,8 Billionen US-Dollar, was einem Anstieg von 17 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Prognosen legen nahe, dass der globale Markt für erneuerbare Energien bis 2030 über zwei Billionen US-Dollar erreichen könnte. In Deutschland deckt besonders die Windkraft etwa ein Drittel der Stromerzeugung ab, während die fossilen Energien zunehmend teurer und weniger wettbewerbsfähig werden.
Zusammenfassend zeigt sich, dass die von der IGS vorgenommene Analyse und die aktuellen Entwicklungen in Deutschland auf eine signifikante Neuausrichtung in der Energieproduktion hindeuten. Atomkraftprojekte erweisen sich als finanziell riskant und ineffizient, während erneuerbare Energien als langfristige, nachhaltige Lösungen an Bedeutung gewinnen. Der wirtschaftliche Vorteil der Atomkraft wird zunehmend als schwach eingeschätzt, was die Diskussion um den Bau neuer Anlagen, einschließlich der Small Modular Reactors (SMR), weiter anheizt.
Diese Erkenntnisse bieten eine wertvolle Datenbasis für zukünftige Investitionen in die Energieinfrastruktur und die Risikobewertungen, die dabei notwendig sind. Weitere Informationen hierzu finden sich in den Berichten von Focus und Polarstern.