Finanzen

Nachhaltige Geldanlagen im Rückzug: Interesse bricht um 10% ein!

Das Interesse an nachhaltigen Geldanlagen in Deutschland hat einen bedeutenden Rückgang erfahren. Eine aktuelle Umfrage des Vergleichsportals Verivox zeigt, dass nur noch 64% der Sparer Interesse an Investments mit ökologischen, sozialen und ethischen Mindeststandards haben. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Rückgang um 5 Prozentpunkte, nachdem bereits in den beiden Vorjahren ein ähnlicher Trend zu beobachten war: 2022 waren es noch 79% und 2023 69% der Befragten.

Die Auswertung zeigt außerdem, dass lediglich 16% der Teilnehmer tatsächlich in nachhaltige Finanzprodukte investieren. Dies stellt einen verminderten Anteil gegenüber den 21% des Vorjahres dar. Insbesondere die Diskussionen über Klimaschutz und Nachhaltigkeit scheinen in der Gesellschaft andrang zu verlieren; nur noch etwa 20% der Befragten halten Klimaschutz und die Energiewende für dringliche politische Herausforderungen, während dieser Anteil früher zwischen 40 und 50% lag.

Demografische Unterschiede und Interessen

Der Rückgang des Interesses an nachhaltigen Geldanlagen ist nicht uniform über alle Altersgruppen und Regionen verteilt. Junge Erwachsene unter 30 Jahren zeigen mit 81% das höchste Interesse. Im Kontrast dazu ist das Desinteresse bei über 70-Jährigen stark ausgeprägt: Nur 50% dieser Gruppe sind an ESG-Anlagen interessiert. Zudem gibt es regionale Unterschiede: In Ostdeutschland gaben 44% der Befragten an, kein Interesse zu haben, während dieser Anteil in Westdeutschland bei 36% liegt.

Zusätzlich variieren die Interessen auch bei Haushalten mit Kindern gegenüber kinderlosen Haushalten. 40% der kinderlosen Befragten sind desinteressiert, während dies bei Familien mit Kindern deutlich geringer ausfällt. Das zeigt, dass die Lebenssituation einen erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung und Priorisierung von nachhaltigen Investitionen hat.

Kriterien für nachhaltige Geldanlagen

Bei der Auswahl ihrer Anlagen legen die interessierten Sparer große Wert auf ethische Kriterien. Rund 55% der Befragten mit Interesse an nachhaltigen Anlagen sind bereit, auf Rendite zu verzichten, um diese Nachhaltigkeitsstandards einzuhalten. Die wichtigsten Kriterien für nachhaltige Geldanlagen sind:

  • Verzicht auf ausbeuterische Arbeitsbedingungen (37%)
  • Verzicht auf Tierversuche (37%)
  • Schonender Umgang mit Ressourcen (29%)
  • Investitionen in erneuerbare Energien (27%)
  • Ausschluss von Glücksspiel (22%)
  • Ausschluss von Rüstungsinvestitionen (20%)

Doch trotz des gestiegenen Bewusstseins über Nachhaltigkeit haben viele Anleger Bedenken. Rund 23% der Befragten sind unsicher, ob ihre Anlagen die Nachhaltigkeitskriterien tatsächlich erfüllen, was durch die fehlenden einheitlichen Standards in der Branche noch verstärkt wird. Gütesiegel wie das FNG-Siegel bieten zwar eine Hilfestellung, doch variieren die Prüfkriterien erheblich.

Insgesamt verdeutlicht die Umfrage von Tagesschau, dass der Trend zu einer stärkeren Integration von Nachhaltigkeitskriterien in die Geldanlage durch verschiedene gesellschaftliche und wirtschaftliche Faktoren erschwert wird. Während der Bedarf und das Bewusstsein für nachhaltige Geldanlagen bestehen, bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklung in der Zukunft weiter gestalten wird.

Tim Meisner

Tim Meisner ist ein angesehener Wirtschaftsexperte und Analyst mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Durch seine langjährige Tätigkeit in Deutschland hat er ein umfassendes Verständnis für lokale und nationale Wirtschaftsthemen entwickelt. Sein Fachwissen erstreckt sich von Finanzmärkten und Unternehmensstrategien bis hin zu makroökonomischen Trends. Er ist bekannt für seine klaren Analysen und durchdachten Einschätzungen, die regelmäßig in führenden Wirtschaftsmedien zitiert werden.

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