
Markus Marterbauer, der ehemalige Chefökonom der österreichischen Arbeiterkammer, und Martin Schürz von der österreichischen Nationalbank fordern in ihrem neuen Buch eine Wirtschaftspolitik, die nicht nur ein Umdenken bei der Politik anregt, sondern auch Hoffnung für die Gesellschaft spricht. Marterbauer, der mittlerweile als Finanzminister in Wien tätig ist, behandelt in dem Werk mit dem Titel „Angst und Angstmacherei“ zentrale Themen, die die sozialpolitische Landschaft Europas betreffen. Das Buch wurde vom Paul Zsolnay Verlag veröffentlicht und beschreibt ein Alternativkonzept zur aktuellen Wirtschaftspolitik, die oft durch diffuse Ängste der Bevölkerung geprägt ist.table.media
In den Debatten über den Sozialstaat kritisieren Marterbauer und Schürz die gezielte Schürung von Ängsten, die viele Menschen verunsichert und oftmals das Gegenteil von Solidarität bewirken. Diese Vermögensungleichheit, so warnen sie, gefährdet nicht nur das gesellschaftliche Miteinander, sondern stellt auch die Grundlagen der Demokratie infrage. Sie plädieren dafür, die existentielle Angst der Menschen ernst zu nehmen und in der Wirtschaftspolitik zu berücksichtigen, um eine gerechtere Verteilung des Wohlstands zu erreichen.Deutschlandfunk
Wirtschaftspolitische Forderungen
In ihrem Buch umreißen die Autoren eine Reihe von Veränderungen, die sie für notwendig erachten. Dazu zählen:
- Bessere Pflege- und Gesundheitsversorgung
- Angemessene Mindestlöhne
- Bezahlbarer und gesicherter Wohnraum
- Einschränkung des Vermögens der Reichen durch Vermögensteuer und Erbschaftsteuer
- Ein Vorschlag für ein Maximalvermögen von einer Milliarde Euro
Die Autoren schätzen die Kosten für eine Null-Armut-Strategie auf etwa zwei Milliarden Euro pro Jahr, zusätzlich zwei Milliarden Euro zur Verbesserung von Kindergärten und Schulen. Diese Ausgaben würden circa ein Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung in Österreich entsprechen.
Marterbauer und Schürz kritisieren die derzeitige neoliberale Wirtschaftspolitik, die Ängste als Motivation nutzt und beispielsweise dafür sorgt, dass Arbeitslosengeld nur für einen begrenzten Zeitraum gezahlt wird. Dies zwingt viele Menschen, schlecht bezahlte Jobs anzunehmen, anstatt eine belastbare und sichere Perspektive für ihre Zukunft zu haben.
Ein Perspektivwechsel
Die Forderungen der beiden sind politisch umstritten, bieten jedoch einen neuen Blickwinkel auf die derzeitigen wirtschaftlichen Herausforderungen. Interessanterweise haben Marterbauer und Schürz in ihrem Buch Interviews mit externen Experten geführt, darunter auch mit der Millionenerbin Marlene Engelhorn, um vielfältige Perspektiven auf die Vermögensverteilung in Europa zu integrieren. Dennoch bleibt eine kritische Anmerkung bestehen: Die Stimmen von bedürftigen Familien werden oft nicht gehört, was die Diskussion um Armut und deren Herausforderungen abstrakt erscheinen lässt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Marterbauer und Schürz mit „Angst und Angstmacherei“ ein wichtiges Werk geschaffen haben, das dazu auffordert, die Ängste der sozial Benachteiligten in den Mittelpunkt der Wirtschaftspolitik zu rücken. Ihre Argumente fordern nicht nur eine Überdenkung von bestehenden Strukturen, sondern auch eine Rückbesinnung auf Werte wie soziale Gerechtigkeit und menschliche Würde.