
Die ungarische Wirtschaft befindet sich derzeit in einer tiefen Krise, wie der Bericht von Welt zeigt. Nach einer Stagnation im Jahr 2022 ist die Wirtschaft 2023 in eine Rezession gerutscht. Der Analyst Peter Virovacz beschreibt die Situation als „wachstumsfreie Zone“, die vor allem durch den autoritären Politikstil von Ministerpräsident Viktor Orbán destabilisiert wird. Dieser hat zwar kurzfristige wirtschaftliche Erfolge zu verzeichnen, setzt damit jedoch die langfristige Entwicklung der Wirtschaft aufs Spiel.
Investitionen sind um 11 Prozent gesunken, insbesondere in kleinen und mittelständischen Unternehmen, die auf staatliche Förderprogramme und günstige Kredite warten. Zudem erhebt die ungarische Regierung Sondersteuern, die ausländische Unternehmen belasten und zu höheren Verbraucherpreisen führen, was die Inflation weiter verstärkt. Nach Angaben des Berichts haben Lebensmittelpreise in den letzten zwei Jahren um bis zu 50 Prozent zugenommen, während die Inflation im Dezember 2023 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr betrug.
Wirtschaftliche Herausforderungen und politische Entwicklungen
Zusätzlich zu den bereits bestehenden wirtschaftlichen Herausforderungen wird die Lage durch die Tatsache verschärft, dass 22,5 Milliarden Euro an EU-Geldern eingefroren wurden, da Ungarn gegen die Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit verstößt. Eine Milliarde Euro könnte bis Ende 2024 verloren gehen, was für Orbán, der 2023 der viertgrößte Nettoempfänger von EU-Geldern war, eine erhebliche Bedrohung darstellt. Die Orbán-Regierung plant Maßnahmen zur wirtschaftlichen Stabilisierung vor den Wahlen 2026, die unter anderem Steuervergünstigungen für Familien und subventionierte Kredite für kleine Unternehmen umfassen.
Wie Kurier berichtete, blickt Ungarn auf ein schwieriges Jahr 2024, das für Orbán als „annus horribilis“ gilt. Der Rücktritt der Staatspräsidentin Katalin Novák infolge einer Begnadigungsaffäre, die öffentliche Empörung und der Aufstieg eines neuen politischen Rivalen, Péter Magyar, sind nur einige der Herausforderungen, mit denen Orbán konfrontiert ist. Novák trat im Februar 2024 zurück, nachdem sie einen Mann begnadigt hatte, der wegen Beihilfe zu sexuellem Missbrauch verurteilt worden war.
Die Fidesz-Partei von Orbán hat unter dem Druck dieser Skandale deutliche Stimmenverluste bei den Europawahlen im Juni 2024 erfahren. Der Rivale Magyar könnte künftig eine ernsthafte Bedrohung darstellen, während die Fidesz-Partei sich genötigt sieht, die Wahlordnung zum eigenen Vorteil zu ändern. Analysten berichten von einem anhaltenden Konflikt zwischen den EU-Institutionen und Ungarn, während Orbán hofft, durch internationale Unterstützung, insbesondere von Donald Trump, wirtschaftliche Hilfe zu erhalten.