
Die wirtschaftliche Situation in Ostdeutschland zeigt laut einer aktuellen ifo-Studie einen signifikanten Aufholprozess im Vergleich zu Westdeutschland. Dies wurde beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum (OWF) in Bad Saarow thematisiert, wo Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche ein Grußwort hielt. Die dreitägige Konferenz setzt sich mit gewichtigen Themen wie der Ankurbelung der deutschen Wirtschaft, den hohen Energiepreisen, dem Fachkräftemangel sowie der Steuer- und Abgabenlast auseinander.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig eröffnete das Forum und brachte ihre Perspektive zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region ein. Laut der Studie hat Ostdeutschland in den Bereichen Wirtschaft, Forschung und Lebensqualität teils deutlich aufgeholt, bleibt jedoch strukturell hinter Westdeutschland zurück. So erreicht Thüringen im Industrieanteil nun das Niveau von Bayern, was ein Zeichen für die positive wirtschaftliche Entwicklung darstellt.
Wirtschaftliche Kennzahlen und Wachstumsraten
Die ifo-Studie, die vom ifo-Institut Dresden im Auftrag der Mitteldeutschen Stiftung Wissenschaft und Bildung erstellt wurde, vergleicht rund 170 Indikatoren zur wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklung zwischen Ost und West. Ein herausragendes Ergebnis ist, dass die Exportquote Sachsens um beeindruckende 32 Prozent über dem westdeutschen Durchschnitt liegt. Trotz dieser Fortschritte misst die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Ostdeutschlands lediglich 86 Prozent des westdeutschen Durchschnitts, basierend auf dem Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigenstunde.
Ein weiterer interessanter Punkt ist, dass das jährliche Wirtschaftswachstum im Osten zwischen 2019 und 2024 im Durchschnitt bei 0,3 Prozent liegt, während der Westen lediglich ein Wachstum von 0,0 Prozent verzeichnete. Dennoch bleibt die Lohnsituation in Ostdeutschland herausfordernd: Die Löhne liegen etwa 12 Prozent unter dem Niveau in Westdeutschland, in ländlichen Regionen sogar bis zu 17 Prozent niedriger.
Forschungsausgaben und Lebensqualität
Besonders hervorzuheben sind die Forschungsausgaben in Sachsen und Berlin, die zu den Spitzenregionen in Europa zählen. Reallöhne in den neuen Bundesländern erreichen mehr als 90 Prozent des Westniveaus, was durch die niedrigeren Lebenshaltungskosten relativiert wird. Dennoch ist der Anteil der ausländischen Bevölkerung in Ostdeutschland mit 7,2 Prozent deutlich geringer als im Westen, wo er bei 15,6 Prozent liegt.
Am letzten Tag des OWF wird Finanzminister Lars Klingbeil von der SPD erwartet, was zeigt, dass das Thema der wirtschaftlichen Entwicklung in Ostdeutschland auch in der politischen Agenda verlorengeht. Es bleibt abzuwarten, wie die getroffenen Maßnahmen und die aus der Studie gewonnenen Erkenntnisse in die Politik integriert werden können, um den Aufholprozess weiter zu verstärken und strukturelle Unterschiede abzubauen.
Für vertiefte Informationen zur ifo-Studie lohnt sich ein Blick in die Berichterstattung von MDR und ZDF.