
Der neue Vorsitzende der Geschäftsführung der Boehringer Ingelheim Deutschland GmbH, Médard Schoenmaeckers, fordert grundlegende Veränderungen im deutschen Pharmasektor. Seit seinem Amtsantritt am 1. April 2025 spricht er sich klar für beschleunigte Zulassungsverfahren für pharmazeutische Produkte aus. Diese sollten sich an den erprobten Modellen in den USA orientieren, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im internationalen Kontext zu stärken. Schoenmaeckers hebt hervor, dass Deutschland in der Bedeutung klinischer Studien nachgelassen hat: von einem stolzen zweiten Platz auf aktuell den siebten.
Ein weiteres Anliegen des Geschäftsführers ist die Einführung europaweit einheitlicher Standards für Zulassungsverfahren. Ein Beispiel verdeutlicht sein Anliegen: Für ein Boehringer-Präparat zur Behandlung von Lungenkrebs wird in den USA ein Fast-Track-Verfahren angewandt, während die Genehmigungsdauer in Deutschland dreimal so lange beträgt. Diese Diskrepanz sieht Schoenmaeckers als einen der Gründe für den Druck, dem der Pharmastandort Deutschland von Ländern wie den USA und China ausgesetzt ist.
Wirtschaftliche Herausforderungen und Innovationsdruck
In diesem Kontext verweist eine Studie der Stiftung Familienunternehmen auf die möglichen negativen Folgen eines Zollkonflikts mit den USA für die deutsche Wirtschaft, insbesondere in der Pharma-, Automobil- und Maschinenbauindustrie. Schoenmaeckers macht deutlich, dass in Deutschland der wirtschaftliche Wert von Arzneimitteln, die präventiv wirken, stärker gewürdigt werden muss. Diese könnten langfristig auch Kosten für spätere Behandlungen senken.
Ein bedeutendes Problem, das er anspricht, sind die Rabatte und Abschläge, die Pharmaunternehmen in Deutschland gewähren müssen. Diese finanziellen Belastungen sieht der Boehringer-Manager als hinderlich für Innovationen und den Fortschritt im Gesundheitssektor an. Insbesondere die beiden deutschen Boehringer-Standorte Ingelheim und Biberach stehen im direkten Wettbewerb mit internationalen Fertigungsstandorten, was die Notwendigkeit erhöht, konkurrenzfähig zu bleiben.
Klinische Studien in Deutschland
Die Thematik ist besonders relevant im Hinblick auf die Durchführung klinischer Studien. Wichtig hierbei ist der Nachweis von Sicherheit und Wirksamkeit der Produkte. Fragen rund um Genehmigung und Überwachung klinischer Studien sind entscheidend, insbesondere wenn ein Sponsor international tätig ist. Hierbei stellt sich die Frage, welche Gesetze für die Durchführung in Deutschland zu beachten sind. Dies ist besonders relevant, wenn amerikanische Behörden wie die FDA die Möglichkeit zur Inspektion eines deutschen Prüfzentrum haben.
Schoenmaeckers unterstreicht, dass Investitionen in Deutschland nicht garantiert sind und immer im globalen Kontext betrachtet werden müssen. Nur durch innovative und agile Zulassungsverfahren kann Deutschland im internationalen Wettbewerb bestehen bleiben und sich als attraktiver Standort für pharmazeutische Entwicklungen behaupten.
Die Wichtigkeit dieser Themen wird durch die aktuellen Diskussionen über Gesetze und Regularien im Umfeld klinischer Studien weiter verstärkt, wie in den Ausführungen auf springer.com deutlich wird. Die Branche steht also vor der Herausforderung, aktuelle Regularien zu berücksichtigen, um den Anforderungen international tätiger Unternehmen gerecht zu werden.
Insgesamt zeigt sich, dass der Pharmasektor in Deutschland einer grundlegenden Überprüfung und Anpassung bedarf, um auch in Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben. Die Realität ist klar: Ohne Veränderungen besteht die Gefahr, dass Deutschland seine führende Rolle in der Pharmaindustrie weiter einbüßt.
Für weitere Informationen zu Schoenmaeckers‘ Ansichten und den Hintergründen, die seine Kommentare beeinflussen, siehe auch die Borkener Zeitung.