Selten kommt es vor, dass einzelne Unternehmen fast an allen Handelstagen einer Börsenwoche im Fokus stehen. Der Pharmaausrüster Sartorius aber hat am vergangenen Freitag einen so pessimistischen Ausblick veröffentlicht, dass die Investoren einige Tage brauchten, bis sie die Tragweite der neuen Zahlen richtig einschätzen konnten. Der Umsatz werde sich dieses Jahr um 17 Prozent verringern. Schon in den abgelaufenen drei Quartalen dieses Geschäftsjahrs ist der Gewinn um 30 Prozent gefallen. Begründet hat dies das Unternehmen aus Göttingen mit der geopolitischen Lage und der Situation in der Pharmaindustrie.
Solche Aussagen machen Händler immer etwas hellhörig, und so gerieten auch Pharmaunternehmen wie Merck zeitweise in den Abwärtsstrudel der Sartorius-Aktie. Auf Wochensicht verlor der Titel ein Fünftel seines Werts. Nach einem starken Kursrückgang schon am Freitag zählte Sartorius am Anfang der Woche noch mehrfach zu den schwächsten Werten im Dax. Selbst nach einem Aufbäumen am Donnerstag ist der allgemeine Trend wieder negativ.
Das Kursgewicht von Sartorius im Dax ist überschaubar. Dennoch spiegelt die Lage des Laborausrüsters auch die Lage der anderen Konzerne, die durch die geopolitische Dynamik und die konjunkturelle Situation zurückfallen. In der ersten Wochenhälfte hielt sich das führende deutsche Börsenbarometer noch oberhalb der Marke von 15.000 Punkten. Am Freitag hat er sie unterschritten.
Dass der Index die psychologisch bedeutsame Linie nicht schon früher gerissen hat, hatte wiederum mit einem überzeugenden Auftritt des Dax-Schwergewichts SAP zu tun, der am Donnerstag darüber informierte, dass er trotz der angespannten Situation den Umsatz steigern werde und dass auch der operative Gewinn zunehmen werde. Das ließ am Donnerstag den SAP-Kurs von etwa 121 Euro auf mehr als 125 Euro steigen. Innerhalb eines Jahres hat sich der Kurs damit um gut 40 Prozent verbessert. Der Vorstandsvorsitzende Christian Klein bestätigte die Prognose, dass der Gewinn des Walldorfer Unternehmens in diesem Jahr prozentual zweistellig wachsen werde. Der Gesamtumsatz ist in den ersten neun Monaten des Jahres um 9 Prozent gestiegen. Und das Betriebsergebnis fiel höher aus, als Analysten des Konzerns es zuvor erwartet hatten.
Nicht ganz die Erwartungen trafen die Cloudumsätze, die manchmal als das Zukunftsgeschäft des Dienstleisters für Unternehmensabrechnungen bezeichnet werden. Dennoch reichte es für einen zwischenzeitlichen Kursanstieg von 6 Prozent, der phasenweise den Dax stabilisieren konnte. Positiv wirkten sich am Mittwoch auch gute Geschäftszahlen des Sportartikelherstellers Adidas aus. Hier scheint inzwischen nach dem Führungswechsel das Vertrauen in den Vorstand stabiler zu sein.
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