
Die russische Regierung steht vor der Herausforderung, ein dramatisches finanzielles Loch zu stopfen, das durch den gesunkenen Ölhandel und umfangreiche Investitionskürzungen entstanden ist. In diesem Kontext schlägt der Milliardär und Medienunternehmer Konstantin Malofejew die Abschaffung der staatlichen Altersversorgung vor, um Geld zu sparen. In einer historischen Anspielung führt er an, dass im Zarenreich nur eine begrenzte Anzahl von Menschen Ansprüche auf eine Rente hatte. Diese Äußerungen haben jedoch zu massiven Protesten in der Bevölkerung geführt, die befürchten, dass dies eine Strategie des Kremls sein könnte, um mit der demografischen Krise umzugehen, die Russland derzeit erlebt.
Im Jahr 2023 fiel die Fertilitätsrate in Russland auf einen Tiefstand von 1,41, laut Carnegie Politika der niedrigste Wert seit 17 Jahren. Präsident Wladimir Putin verfolgt das ambitionierte Ziel, die Geburtenrate bis 2030 auf 2,3 zu erhöhen, um die Bevölkerungszahlen zu stabilisieren. Die Vereinten Nationen schätzen, dass die Bevölkerung Russlands bis zum Jahr 2100 nur noch zwischen 74 Millionen und 112 Millionen Menschen zählen wird, verglichen mit den aktuell etwa 146 Millionen.
Demografische und gesellschaftliche Herausforderungen
Der Krieg in der Ukraine, der mittlerweile über drei Jahre andauert, hat nicht nur zu einem demografischen Wandel in Russland geführt, sondern auch negative Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft. Abwanderung, Verlust von Menschenleben und wirtschaftliche Sanktionen verschärfen die Lage zusätzlich. Neueste Statistiken von Rosstat zeigen einen Rückgang der Geburtenrate um drei Prozent im Januar und Februar 2025 im Vergleich zum Vorjahr.
Malofejews Vorschlag, die Altersvorsorge abzuschaffen, stößt nicht nur auf Widerstand in der Bevölkerung, sondern wird auch von Experten als äußerst gefährlich eingestuft. Politologe Maxim Scharow äußert Bedenken, dass eine solche Debatte über die Altersvorsorge rechtswidrig und extremistisch sein könnte, während andere vermuten, dass solche Vorschläge die Bevölkerung auf mögliche zukünftige Pläne des Kremls vorbereiten sollen. Der Präsident sieht Rentner:innen jedoch als eine bedeutende Wählergruppe, deren Unterstützung er nicht verlieren möchte.
Finanzielle Engpässe und mögliche Lösungen
Die finanziellen Engpässe des Kremls haben zu weiteren, teilweise drastischen Vorschlägen von verschiedenen Wirtschaftsexperten geführt. Michail Matownikow, Leiter Finanzanalyse bei der Sberbank, erwägt die Schaffung von Mitteln durch das Abschöpfen von Zinsen auf Spareinlagen. Seiner Meinung nach könnten diese ausreichen, um alle nicht verkauften Wohnbauprojekte in Russland zu finanzieren. Die Sberbank, die teilweise im Besitz des Staates ist, spielt eine wesentliche Rolle in der russischen Wirtschaft, insbesondere in Zeiten finanzieller Schwierigkeiten.
Die Entwicklung der russischen Gesellschaft bleibt angespannt, und es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen der Kreml tatsächlich umsetzen wird, um den demografischen und finanziellen Herausforderungen zu begegnen. Während die Diskussion über die Rente wohl weiterhin ein heißes Eisen bleibt, könnte die gesamte Situation zu grundlegenden Veränderungen in der sozialen und wirtschaftlichen Landschaft Russlands führen.