
Russlands Wirtschaft steht unter starkem Druck durch westliche Sanktionen und hohe Zinssätze. Die Lage hat sich so zugespitzt, dass Präsident Wladimir Putin jetzt auf den russischen Wohlfahrtsfonds zurückgreifen muss, um die zunehmenden Haushaltsdefizite zu decken. Laut fr.de plant der Kreml im Jahr 2025, etwa 4,8 Milliarden Euro aus den Reserven dieses wichtigen Fonds zu entnehmen, der seit 2008 zur finanziellen Unterstützung des Pensionssystems dient.
Das Haushaltsdefizit Russlands wird voraussichtlich im Laufe des Jahres auf das Dreifache ansteigen. In der Bevölkerung wächst die Sorge, dass der Kreml möglicherweise auf private Ersparnisse zugreifen könnte. Kreml-nahe Oligarchen haben sogar Vorschläge geäußert, die Rente abzuschaffen oder Kinder als Altersvorsorge in Betracht zu ziehen. Alexandra Prokopenko, eine ehemalige Beraterin der russischen Zentralbank, warnt zudem vor der langfristigen Stabilität der russischen Wirtschaft.
Wirtschaftliche Entwicklungen und Herausforderungen
Trotz der angespannten Situation gibt es aber auch positive wirtschaftliche Entwicklungen. Eine britische Analyse des Royal United Services Institute (RUSI) vom Januar 2025 berichtet von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um fast vier Prozent im Jahr 2024. Richard Connolly, ein Wirtschaftswissenschaftler und Russland-Experte, weist darauf hin, dass die westlichen Erwartungen eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs unbegründet sind. Überraschend moderate Haushaltsdefizite von 1,5 bis 2,9 Prozent des BIP seit 2022 sprechen für eine gewisse Resilienz der Wirtschaft.
Die Staatsverschuldung Russlands beträgt etwa 15 Prozent des BIP, das ist das niedrigste Verhältnis unter den G20-Staaten. Im Dezember 2024 erreichten die Haushaltseinnahmen über vier Billionen Rubel (etwa 40 Milliarden Dollar) und stiegen im Jahresvergleich um 28 Prozent. Diese finanziellen Ergebnisse werden auch durch eine Neuausrichtung des Außenhandels und eine Ausweitung der Staatsausgaben begünstigt.
- Russland importiert vermehrt Elektronik, Transportfahrzeuge und Chemieprodukte aus China.
- Der bilaterale Handel mit China betrug 2024 rund 244,8 Milliarden US-Dollar.
- Russland sucht neue Märkte für Energieexporte, insbesondere in Indonesien, wo Interesse an russischem Öl besteht.
Herausforderungen durch den Ölmarkt
Dennoch bleibt die Abhängigkeit von Öl- und Gasexporten ein zentrales Thema. Gewinne aus diesen Exporten sind ein wichtiges Standbein der russischen Wirtschaft, und Experten warnen, dass der Staatsfonds schnell liquide Mittel verlieren könnte, sollten die Ölpreise unter 50 US-Dollar pro Barrel sinken. Die G7-Staaten haben Sanktionen verhängt, um diese Gewinne zu schmälern, wobei ein Ölpreisdeckel eingeführt wurde.
Einseitige Maßnahmen des Kremls, wie die Investition in eine Schattenflotte, um Öl unter falscher Flagge zu verschiffen, zeigen den Druck, unter dem sich Russland befindet. Sinkende Ölpreise und die steigende Förderung durch Opec+ und die USA erhöhen den Druck, neue Finanzierungsquellen zu erschließen.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen von Russland sind komplex. Während kurzfristige Schwächen durch die Sanktionen und interne Probleme wie einen Arbeitskräftemangel und hohe Inflation deutlich werden, bleibt die langfristige Perspektive der russischen Wirtschaft unter Beachtung der strukturellen Schwächen ambivalent. Connolly warnt davor, diese langfristigen Schwächen mit kurzfristigen Verwundbarkeiten zu verwechseln. Russland hat genug wirtschaftliche Ressourcen, um seine politischen Ziele zu verfolgen und sich auf eine langfristige Konfrontation mit dem Westen vorzubereiten, so telepolis.de.