
In einem aktuellen Staatsfernseheinsatz hat Präsident Wladimir Putin ein ernstes Bild der Ernährungslage in Russland gezeichnet. Die Verhandlungen für ein Ende des Ukraine-Kriegs sind gescheitert, und Putin gab zu, dass das Land mit einem drastischen Mangel an Kartoffeln konfrontiert ist. Der Bedarf kann aufgrund der katastrophalen Ernte und internationaler Handelsprobleme nicht gedeckt werden. So stellte Putin fest: „Wir haben nicht genug Kartoffeln.“ Diese Situation tritt inmitten einer stark eskalierenden Gewalt gegen die Ukraine auf, was den Westen zu neuen Sanktionen veranlasst hat, die Russlands wirtschaftliche Lage weiter verschärfen.
Die gegenwärtige Kartoffelkrise ist auf mehrere intensivierende Faktoren zurückzuführen. Die Ernte 2024 fiel um 12 Prozent auf lediglich 7,3 Millionen Tonnen, was 1,2 Millionen Tonnen unter dem tatsächlichen Bedarf liegt. Zudem sind die Preise für Kartoffeln in den letzten Monaten enorm gestiegen: zwischen April 2024 und Mai 2025 um bis zu 166,5 Prozent. Diese Preissteigerungen sind nicht nur das Resultat von ungünstigen Wetterbedingungen wie Frost und Dürre, sondern auch eine direkte Folge der geopolitischen Spannungen und Sanktionen, die den Import von moderner Landtechnik behindern.
Versorgungsengpässe und Preisanstiege
Die aktuelle Lage ist alarmierend. Laut Telepolis sind die Lebensmittelpreise in Russland allgemein stark angestiegen, die Inflation im Nahrungsmittelsektor beträgt 12,66 Prozent. Besonders besorgniserregend zeigt sich die Entwicklung beim Kartoffelpreis: Der Preis schwoll um 92 Prozent im letzten Jahr an. Seit Mai sind die Preise weiter gestiegen, was Haushalte unter Druck setzt, denn 34,6 Prozent der russischen Einkünfte werden nun für Lebensmittel ausgegeben, der höchste Wert seit 2008. Auch die Reallöhne haben durch Inflation und Sanktionen um 12 Prozent abgenommen.
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko bestätigte, dass seine Nation nicht in der Lage sei, ausreichend Kartoffeln zu liefern, da alle bisherigen Ernten bereits an Russland verkauft wurden. Um die sinkenden Kartoffelbestände zu kompensieren, fordert Lukaschenko nun einen verstärkten Kartoffelanbau in Belarus.
Folgen des Ukraine-Kriegs
Die Strukturprobleme in der russischen Landwirtschaft werden durch den anhaltenden Krieg in der Ukraine weiter verschärft. Die Mobilisierung von Arbeitskräften für die Front hat zu einem akuten Mangel an landwirtschaftlicher Arbeit geführt, während staatliche Förderprogramme massiv zugunsten militärischer Ausgaben gekürzt wurden. Aktuell fließen 47 Prozent des russischen Budgets in die Armee, während nur 0,3 Prozent in die Landwirtschaft investiert werden. Im Kontrast dazu unterstützt die EU ihre Bauern mit 58,7 Milliarden Euro pro Jahr, was 1,2 Prozent der Wirtschaftsleistung entspricht.
Zusätzlich haben die Handelsbeziehungen zum Westen nachgelassen, wodurch Russland Schwierigkeiten hat, Lebensmittel zu importieren. Im Zuge des Ukraine-Konflikts hat das Land seine Saatgutimporte für Kartoffeln um 93 Prozent innerhalb eines Jahres reduziert. Die Nahrungsmittelkrise könnte sich weiter zuspitzen, da auch Belarus ein Einfuhrverbot für Obst und Gemüse aus der EU aufgehoben hat, um der Versorgungsnot entgegenzutreten.
Die von Wladimir Putin bestätigte Kartoffelkrise hat somit weitreichende Konsequenzen für die russische Gesellschaft. Kartoffeln sind nach Weizen das zweitwichtigste Grundnahrungsmittel in Russland und für viele Haushalte überlebenswichtig. Ein Großteil der Bevölkerung ist in hohem Maße auf dieses Grundnahrungsmittel angewiesen, sodass die aktuelle Situation eine ernste Herausforderung für alle russischen Bürger darstellt.