
Die Bundesregierung hat im Rahmen ihres Koalitionsvertrags einen klaren Schwerpunkt auf die nachhaltige Finanzierung der Pflegeversicherung und die Verbesserung der ambulanten sowie häuslichen Pflege gesetzt. Diese Reformen sollen nicht nur die Qualität der Pflege erhöhen, sondern auch die finanziellen Lasten für die Pflegeversicherung optimieren. Aus diesem Grund wurde eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich der Erarbeitung der Grundlagen dieser Reformen widmet. Ein zentrales Element dieser Diskussionen ist das Versorgungskonzept „Stambulant“, das etwa vor zehn Jahren von Kaspar Pfister, dem Gründer der BeneVit-Gruppe, initiiert wurde.
„Stambulant“ wurde von 2015 bis 2019 als innovatives Modellprojekt in der BeneVit-Einrichtung „Haus Rheinaue“ in Wyhl, Baden-Württemberg, getestet. Die Ergebnisse dieser Testphase sind vielversprechend: Ab dem 1. Januar 2025 wird „Stambulant“ im Rahmen eines integrierten Versorgungsvertrags nach § 92b SGB XI als dauerhafte Lösung in Baden-Württemberg etabliert.
Ein innovativer Ansatz zur Pflege
Das Modell „Stambulant“ kombiniert stationäre und ambulante Versorgung und bietet durchambulante Leistungen eine Ergänzung zu Unterkunft, Betreuung und Pflege. Ein wesentliches Merkmal des Modells ist, dass das Stammpersonal der Einrichtung Grundleistungen in Pflege und Betreuung übernimmt, während die Bewohner aktiv in die Gestaltung ihrer Pflege eingebunden werden können. Das Konzept kommt ohne feste Fachkraftquoten oder vorgegebene Personalschlüssel aus, was eine hohe Flexibilität ermöglicht.
Durch den flexiblen Leistungszuschnitt wird angestrebt, eine hohe Pflege- und Betreuungsqualität zu bezahlbaren Preisen zu gewährleisten. Die Praxiserfahrungen der letzten acht Jahre belegen eine deutliche Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit sowie einen nachweislichen Verbesserungsprozess im Allgemeinzustand der Bewohner.
Finanzielle Vorteile und Einsparpotenziale
Ein überzeugendes Argument für das Modell „Stambulant“ sind die finanziellen Einsparungen, die es sowohl für die Pflegebedürftigen als auch für die Pflegeversicherung mit sich bringt. Der Eigenanteil für die Pflege im „Stambulant“-Modell kann bis zu 1.000 Euro geringer ausfallen als bei herkömmlicher stationärer Pflege.
Die Schätzungen der Fachwelt zeigen, dass das Einsparpotenzial für die Pflegeversicherung bei rund vier Milliarden Euro pro Jahr liegt. Wissenschaftliche Evaluierungen, unter anderem durch das IGES-Institut, bestätigen die positiven Ergebnisse des Stambulant-Modells und heben dessen Vorteile hervor, die für zukünftige Reformen von großer Bedeutung sein können. Weitere Informationen zu den Ergebnissen dieser Evaluierungen sind in einem detaillierten Vortrag von Hans-Dieter Nolting nachzulesen, der auf altenheim.net verfügbar ist.
Insgesamt zeigt sich, dass das Modell „Stambulant“ nicht nur innovative Ansätze zur Pflege und Betreuung bietet, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Reform der Pflegeversicherung leisten kann. Damit könnte es eine zukunftsweisende Lösung im Bereich der ambulanten Pflege darstellen.