
Im ersten Halbjahr 2025 haben Kosovaren aus der Diaspora beeindruckende 651 Millionen Euro in den Kosovo überwiesen. Dies stellt einen leichten Anstieg im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2024 dar. Trotz dieser positiven Entwicklung warnen Wirtschaftsexperten, dass die steigenden Rücküberweisungen keine Anzeichen für eine wirtschaftliche Verbesserung sind, sondern vielmehr eine innere Krise widerspiegeln. Safet Gërxhaliu hebt hervor, dass der Großteil der Rücküberweisungen für den täglichen Konsum verwendet wird und nur marginale Investitionen in langfristige Projekte fließen.
Die Rücküberweisungen, die eine bedeutende Unterstützung für viele Familien darstellen, werden zunehmend als Risiko gesehen. Florin Aliu betont, dass eine starke Abhängigkeit von diesen Überweisungen das Wohlergehen des Landes gefährdet. Ein potenzieller Rückgang der Rücküberweisungen könnte das Entwicklungsniveau des Kosovo unmittelbar negativ beeinflussen. Daher empfehlen Experten, Politiken zu entwickeln, die darauf abzielen, diese Rücküberweisungen in produktive Sektoren und nachhaltige Entwicklungsprojekte zu lenken, um die Wirtschaft auf lange Sicht zu stabilisieren.
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Trotz eines realen BIP-Wachstums von 4,4 % im Jahr 2024 wird für 2025 ein weiteres Wachstum von 3,9 % erwartet. Diese optimistischen Wachstumsprognosen stehen jedoch im Schatten politischer Unsicherheiten sowohl im In- als auch im Ausland, die die zukünftigen Wachstumsaussichten dämpfen. Nach den Parlamentswahlen im Februar 2025 hat sich eine politische Patt-Situation ergeben, da die Regierungspartei Vetëvendosje ihre absolute Mehrheit verloren hat.
Die EU drängt Kosovo sowie Serbien zur konsequenten Umsetzung der Abkommen von Brüssel und Ohrid, um die politische Stabilität zu fördern. In diesem Kontext hat die Ratingagentur Fitch im April 2024 erstmals ein internationales Kreditrating von „BB- mit stabilem Ausblick“ für Kosovo vergeben, was als positives Signal für potenzielle Investoren gesehen wird.
Handelsbeziehungen und Sektoren
Die Wirtschaftsnachrichten aus dem Kosovo zeigen positive Entwicklungen im bilateralen Handel, insbesondere mit Österreich, im Jahr 2024. Angetrieben wird das Wirtschaftswachstum in Kosovo durch den privaten Konsum, Unternehmensinvestitionen und Exporte von Dienstleistungen. Insbesondere das verarbeitende Gewerbe verzeichnete 2024 ein Wachstum von 3,6 %, gefolgt von der Energieversorgung mit 7 % sowie dem Groß- und Einzelhandel mit 3 % und den Finanzdienstleistungen mit 4 %.
Die politische Stabilität unter Premierminister Albin Kurti hatte vor den Wahlen im Februar 2025 zu einem positiven wirtschaftlichen Klima beigetragen. Dennoch bleibt die Region vulnerabel gegenüber internen und externen Herausforderungen, die die langfristige wirtschaftliche Stabilität gefährden könnten.
Insgesamt zeichnet sich somit ein gemischtes Bild für die Wirtschaft im Kosovo ab: Steigende Rücküberweisungen bedeuten zwar kurzfristige Erleichterungen für viele Haushalte, doch die grundlegenden wirtschaftlichen Strukturen bedürfen nachhaltiger Lösungen, um den fragilen Zustand der Wirtschaft zu überwinden.