
Fachleute warnen vor einer dramatischen wirtschaftlichen Krise in Russland, die bereits im kommenden Jahr zu Unternehmenspleiten und einer Bankenkrise führen könnte. Eine aktuelle Analyse zeigt, dass mehr Kredite nicht zurückgezahlt werden als offiziell angegeben, was Alarmstimmung unter den Banken auslöst. Insbesondere das Beispiel von Sergej, einem Manager aus Kirow, verdeutlicht die tiefen finanziellen Schwierigkeiten vieler Russen. Er kämpft darum, die 1,4 Millionen Rubel (ca. 15.000 Euro) für die Behandlung seiner Frau mit Hautkrebs aufzubringen und hat bereits einen Geländewagen verkauft, um Schulden zu begleichen. Trotz Vollbeschäftigung und steigenden Realeinkommen sinkt der Lebensstandard vieler Bürger.
Die Situation wird durch die hohen Zinssätze der Kredite erschwert, die von der Uralsib-Bank mit 23 bis 39 Prozent verzinst werden. Zudem bleibt der Leitzins der Zentralbank konstant hoch, mittelfristig bei 20 Prozent, was die Wirtschaft zusätzlich belastet. Die Zentralbank erhöhte den Leitzins von 16 auf 21 Prozent und senkte ihn im Juni 2025 auf 20 Prozent, doch Experten warnen, dass dies nicht ausreiche, um die Zahlungsfähigkeit der als „Problemschuldner“ geltenden Unternehmen zu retten. Laut einem Bericht der Zentralbank wuchs der Umfang der Unternehmensumschuldungen auf 25,1 Milliarden Euro im März 2025.
Steigende Unternehmensprobleme
Ein besorgniserregender Trend ist der Anstieg der Unternehmensschulden. Von den 78 größten Unternehmen Russlands haben 13 Probleme mit der Schuldenrückzahlung, was einem Anstieg von sieben betroffenen Unternehmen im Vergleich zu Juni 2024 entspricht. Außerdem fiel der Umfang der Unternehmenskredite in den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 um über 16,4 Milliarden Euro. Offizielle Zahlen könnten das wahre Ausmaß des Schuldenproblems verschleiern, was die Lage noch komplizierter macht.
Die Inflation in Russland hat ebenfalls besorgniserregende Ausmaße angenommen, 2024 wurde sie offiziell mit 9,52 Prozent angegeben, während unabhängige Schätzungen sogar über zehn Prozent mutmaßen. Trotz der Schwierigkeiten entfaltet die Rüstungsindustrie eine gewisse Boomphase, während andere Branchen unter sinkender Nachfrage und stark steigenden Kosten leiden. So schreibt Gasprom rote Zahlen, und zahlreiche Kohlegruben stehen kurz vor dem Bankrott.
Wirtschaftliche Perspektiven und Expertenmeinungen
Der oppositionelle Wirtschaftsexperte Wjatscheslaw Schirajew äußert besorgt, dass die russische Wirtschaft nicht überlebensfähig ist und vor einer grundlegenden Wahl steht: den Ukraine-Konflikt zu beenden und sich dem Westen zu öffnen oder eine Planwirtschaft einzuführen. Der wirtschaftliche Druck wächst, und die Gefahr einer Bankenkrise innerhalb der nächsten zwölf Monate wird als realistisch eingeschätzt.
Insgesamt zeichnet sich ein düsteres Bild der wirtschaftlichen Lage in Russland ab. Die Mischung aus hohen Schulden, steigenden Zinsen und Inflation könnte fatale Folgen für das Land und dessen Bürger haben, wenn nicht zeitnah Maßnahmen ergriffen werden.
Die Entwicklung des Leitzinses der Zentralbank Russlands bis 2025, dokumentiert von Statista, ist ein Indikator für die anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen. Derzeit steht die russische Wirtschaft an einem kritischen Wendepunkt.