
Russlands Wirtschaft sieht sich einem bevorstehenden massiven Anstieg von Unternehmensinsolvenzen gegenüber. Ein zentraler Faktor ist die Umstellung auf eine Kriegswirtschaft durch Wladimir Putin, die bestehende Probleme nochmals verschärft hat. Die hohe Inflation zwingt die russische Zentralbank dazu, den Leitzins auf 21 Prozent zu erhöhen, während Prognosen darauf hindeuten, dass dieser in Zukunft auf 25 bis 30 Prozent angehoben werden könnte.
Ende 2024 zahlten über 20 Prozent der produzierenden Unternehmen Zinsen, die mehr als zwei Drittel ihres Vorsteuergewinns (EBIT) ausmachten. Darüber hinaus brach die Kreditvergabe an wichtige Branchen im November und Dezember 2024 um 30 bis 50 Prozent ein, während die Kreditaufnahme auf dem Schuldenmarkt zunehmend schwieriger wird. Experten warnen vor einer Welle von Zahlungsausfällen und gegenseitigen Zahlungsausfällen.
Warnungen vor Insolvenzen in der Kohleindustrie
In der Zeitspanne zwischen Juli und September 2024 zeigte sich bei großen und mittelgroßen Unternehmen ein Zahlungsverzug von 19 Prozent, bei kleinen Unternehmen lag dieser sogar bei 25 Prozent. Igor Setschin, der Chef von Rosneft, kritisierte die Finanzpolitik der Zentralbank wegen ihrer negativen Auswirkungen auf die Finanzierungskosten. Besonders bedroht sind Einkaufszentren, der Rüstungssektor und die Kohleindustrie.
Die Rüstungsindustrie leidet unter westlichen Sanktionen, welche den Zugang zu wichtigen Bauteilen einschränken, während ein Mangel an Fachkräften die Branche zusätzlich belastet. Sergej Tschemesow warnte davor, dass viele Unternehmen pleitegehen könnten, sollten die Preise auf aktuellem Niveau bleiben. Die Kohleindustrie erhält aufgrund sinkender Nachfrage, insbesondere aus China, ebenfalls große Rückschläge.
Laut Berichten sanken die russischen Kohleimporte 2024 um sieben Prozent auf 95,1 Millionen Tonnen. In diesem Kontext erwägt die russische Regierung Maßnahmen zur Unterstützung bei einem möglichen Massenkonkurs in der Kohleindustrie. Neben diesen wirtschaftlichen Herausforderungen wurde festgestellt, dass Sanktionen gegen die russische Wirtschaft zunehmend negative Auswirkungen auf die Kohleproduktion haben.
Die russische Wirtschaft war vor dem Ukraine-Konflikt einer der drei größten Kohleexporteure der Welt. Im Jahr 2021 betrug der Marktanteil russischer Steinkohle an den EU-Importen 46,7 Prozent, doch seit 2022 gilt ein EZ-Kohleembargo gegen Russland, das EU-Staaten den Import von Kohle aus Russland verbietet. Russland hat versucht, seine Kohleexporte nach Asien umzuleiten, wobei China zum wichtigsten Abnehmer avanciert ist.
Bei einem Rekordwert von 543 Millionen Tonnen Kohle, die China im Jahr 2024 importierte, sanken die russischen Kohleimporte jedoch ebenfalls und mussten Rabatte für Käufer geben, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die Branche verzeichnete von Januar bis September 2024 einen Gesamtverlust von 91 Milliarden Rubel, den höchsten aller Sektoren. Analysten schätzen, dass die Probleme in der Kohleindustrie noch mindestens zwei Jahre andauern werden, während auch der Handel mit LNG und Öl aufgrund westlicher Sanktionen Schwierigkeiten hat.
Für die Kohleindustrie bedeutet das, dass einige Bergbauunternehmen aufgrund mangelnder Umsätze bereits schließen mussten. Das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung und die Föderale Steuerbehörde wurden aufgefordert, schwächelnde Bergbaubetriebe zu unterstützen, und Wneschekonombank könnte die Kontrolle über notleidende Vermögenswerte übernehmen.