
Russlands Wirtschaft steht am Rande einer Rezession, wie der Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg warnte. Die aktuelle Situation wird durch eine Abnahme der Investitionen und hohe Zinsen, die von der Zentralbank beschuldigt werden, zusätzlich erschwert. Insbesondere seit 2022, als der Leitzins zum ersten Mal gesenkt wurde, ist die Unsicherheit gewachsen. Der Leitzins von 21 Prozent wurde kürzlich auf 20 Prozent gesenkt, doch viele glauben, dass dies nicht ausreicht, um das Investitionsklima zu verbessern.
Reschetnikow äußerte sich kritisch gegenüber der Zentralbank und betonte die Notwendigkeit, die Investitionen dringend zu revitalisieren. Er warnte vor einem drohenden Einbruch, da die hohen Zinsen Unternehmen davon abhalten, riskante Investitionsentscheidungen zu treffen. Zentralbankchefin Elvira Nabiullina reagierte auf die Vorwürfe, indem sie ebenfalls auf erwartete Schwierigkeiten in der wirtschaftlichen Entwicklung hinwies.
Kritik an der Geldpolitik
Die Geldpolitik der Zentralbank, die oft als zu restriktiv critisiert wird, trägt zur wirtschaftlichen Unsicherheit bei. Während viele Unternehmen steigende Löhne aufgrund eines Fachkräftemangels verzeichnen, geben sie diese höheren Kosten überwiegend an ihre Kunden weiter. Dies verstärkt den Druck auf die Preise, vor allem in einem Umfeld, in dem die Inflationsrate für 2023 auf 7 bis 8 Prozent geschätzt wird.
Die Auswirkungen sind schon jetzt spürbar, da die Preise für Grundnahrungsmittel, insbesondere Kartoffeln, aufgrund einer schlechten Ernte stark angestiegen sind. Während die Lebensmittelpreise steigen, hat der Rubel seit Jahresbeginn um etwa 40 Prozent gegenüber dem Dollar zugelegt, was importierte Waren günstiger macht. Dennoch bleibt die ärmere Bevölkerung von den stark steigenden Lebensmittelpreisen besonders betroffen.
Prognosen und Wirtschaftswachstum
Trotz der Herausforderungen wächst die russische Wirtschaft bereits seit zwei Jahren, teils aufgrund von Importverdrängungsprogrammen, die als Antwort auf westliche Sanktionen implementiert wurden. Die Zentralbank prognostiziert ein Wachstum von 1 bis 2 Prozent für 2025 und 4,3 Prozent für 2024. Präsident Wladimir Putin hat außerdem Maßnahmen ergriffen, um das Land auf Kriegswirtschaft umzustellen, was zusätzliche Unsicherheiten mit sich bringt.
Die Ernteaussichten spielen eine entscheidende Rolle in den Überlegungen der Zentralbank. Die Verlagerung des wirtschaftlichen Fokus und die damit einhergehenden Anpassungen könnten die Möglichkeiten für Investitionen und damit auch das Wirtschaftswachstum entscheidend beeinflussen. Insgesamt ist die Situation angespannt, und sowohl Minister Reschetnikow als auch die Zentralbank stehen vor großen Herausforderungen auf dem Weg zur Stabilisierung der russischen Wirtschaft.
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