
In Sachsen gibt es derzeit erhebliche Bestrebungen, von den jüngsten Entwicklungen im Bereich der Verteidigungsindustrie zu profitieren. Laut der Sächsischen Zeitung wird jedoch darauf hingewiesen, dass das Land beim Zugriff auf das Bundeswehr-Sondervermögen benachteiligt ist. Von den insgesamt 100 Milliarden Euro, die der Bund für die Aufrüstung bereitstellt, flossen im Vorjahr Aufträge im Wert von 20 Milliarden Euro. Sachsen konnte dabei lediglich Verträge mit einem Gesamtvolumen von 73 Millionen Euro abschließen, was nur 0,3 Prozent der Verteidigungsausgaben des Bundes entspricht.
Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist Sachsen in der Rüstungsbranche schwach vertreten. Besonders auffällig ist, dass in Westdeutschland über 90 Prozent der Rüstungscluster angesiedelt sind. Die Industrie- und Handelskammern Sachsens sehen jedoch Chancen für neue Jobs und Wertschöpfung in der Verteidigungsindustrie. IHK-Präsident Andreas Sperl betont das Potenzial Sachsens als Industriestandort und Innovationsmotor, insbesondere im Hinblick auf neue Militärtechnologien.
Geplante Militärprojekte in Sachsen
Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit richtet sich auf mehrere geplante Militärprojekte in der Region. Diese beinhalten unter anderem:
- Künstliche Modellstadt „Schnöggersburg“ in Sachsen-Anhalt, die für Häuserkampf-Übungen genutz werden wird und die größte ihrer Art in Europa darstellt.
- Die Offiziersschule des Heeres und das Militärhistorische Museum in Dresden.
- Ein neuer Standort für das „Logistikbataillon 471“ in Bernsdorf, an dem etwa 700 Bundeswehrangehörige und 100 Zivilangestellte arbeiten werden.
- Die Übernahme des Waggonbaus in Görlitz durch den Rüstungskonzern KNDS, der ab 2026 Teile für Kampfpanzer Leopard 2 und Schützenpanzer Puma produzieren wird.
- Das Startup „Germanium Skies“ in Dresden, welches eine neuartige Drohne mit zehn Armen entwickelt.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten
Trotz der aufgerufenen Projekte ist der Zugang zu weiteren Aufträgen durch militärische Geheimhaltungspflichten häufig eingeschränkt. Viele wichtige Informationen über Aufträge und Rüstungsprojekte bleiben im Dunkeln. Dies erschwert es Sachsen, die Vorteile des Bundeswehr-Sondervermögens angemessen zu nutzen. Politische Akteure und die IHK streben jedoch eine offene Debatte über die Entwicklung der Rüstungsindustrie in Sachsen an, um das wirtschaftliche Potenzial besser zu verwerten.
Obwohl Sachsen als durch den Bundeswehr-Sondervermögen benachteiligt erscheint, behaupten lokale Vertretungen, dass das Land nicht „entmilitarisiert“ ist. Die Bundeswehr strebt eine technische Überlegenheit an, wobei das Tempo der Auftragsvergabe vor der regionalen Ausgewogenheit kommt. Dies könnte zu einem weiteren Ungleichgewicht zwischen den Regionen führen, wenn Sachsen nicht aktiv um einen größeren Anteil an den Ressourcen wirbt.
In der aktuellen wirtschaftlichen Situation in Sachsen könnten diese Entwicklungen sowohl Herausforderungen als auch Chancen darstellen. Eine stärkere Integration in die Verteidigungsindustrie könnte langfristig den Innovationsstandort stärken und neue Weg für wirtschaftliches Wachstum eröffnen.