
Im EU-Haushaltsjahr 2024 fließen über 37 Millionen Euro an Agrarsubventionen an den Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) Sachsen-Anhalt, der damit als größter Empfänger von Agrarsubventionen in Deutschland hervorsticht. Die exakte Fördersumme liegt bei 37.149.868,42 Euro. Rund 23,8 Millionen Euro dieses Betrags sind für den Wiederaufbau von Agrarflächen vorgesehen, die durch Naturkatastrophen geschädigt wurden, sowie für präventive Maßnahmen. Der LHW zeigt eindrucksvoll, wie öffentliche Institutionen in der deutschen Agrarlandschaft von den EU-Förderungen profitieren.
Nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), die jährlich die Fördersummen und Empfänger veröffentlicht, erhalten in Sachsen-Anhalt insgesamt 4.003 Empfänger Zahlungen aus den EU-Agrartöpfen. Der zweitgrößte Empfänger in Deutschland ist die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau in Kassel, die über 28,1 Millionen Euro an Subventionen erhält. Die größten Summen werden somit vorrangig an öffentliche Einrichtungen und Genossenschaften verteilt, während kleinere Betriebe oft nur geringe Beträge erhalten.
Weitere Empfänger in Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt zeigen sich interessante Verteilungen der Fördersummen. Neben dem LHW profitieren auch der Landkreis Mansfeld-Südharz und die Gemeinde Niedere Börde, die jeweils rund 3,5 Millionen Euro erhalten. Am anderen Ende der Skala steht ein Kleinempfänger im Landkreis Stendal, der lediglich 60,31 Euro zugesprochen bekam. Dies verdeutlicht die enorme Diskrepanz in der Verteilung der Agrarsubventionen über die unterschiedlichen Empfängerkreise hinweg.
In einem breiteren Kontext betrachtet, zeigt die Analyse der EU-Agrarsubventionen, dass große Agrarbetriebe eindeutig die größten Vorteile aus den Förderungen ziehen. So müssen Landwirte im Durchschnitt im Wirtschaftsjahr 2021/22 in Deutschland knapp 48.000 Euro an Direktzahlungen und Zuschüssen rechnen, wobei direkte Zahlungen über 27.000 Euro ausmachen. Dabei sind Zuschüsse von EU, Bund und Ländern nicht in dieser Summe enthalten, noch werden Steuervergünstigungen berücksichtigt, was die effektive Unterstützung für die Branche weiter verringert.
Kritik am Verteilungssystem
Der Verteilungsmechanismus der EU begünstigt stark die großen Agrarbetriebe, während kleinere, häufig durch Familienbetriebe geführte Landwirtschaften deutlich weniger erhalten. Zwischen 2014 und 2021 erhielt das oberste Prozent der deutschen Empfänger fast ein Viertel aller Subventionen, was über 12 Milliarden Euro entspricht. Im Durchschnitt bekam dieses oberste Prozent fast 30.000 Euro pro Betrieb und Monat, während die untere Hälfte der kleinen Betriebe zusammen weniger als 4 Milliarden Euro erhielt, was lediglich 200 Euro pro Betrieb und Monat entspricht.
Professor Peter Feindt für Agrar- und Ernährungspolitik kritisiert, dass die Flächenförderung oft nicht Landwirten, sondern lediglich Flächenbesitzern zugutekommt. Er fordert eine Umschichtung von EU-Geldern hin zu gezielten Förderungen für Klimaschutz und artgerechte Tierhaltung, um die Agrarlandschaft bedarfsgerechter zu gestalten. Feindt schlägt zusätzlich eine Übergangszeit für Flächenprämien bis 2035 vor, um den Herausforderungen der bevorstehenden EU-Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine zu begegnen, die über große Getreidefelder verfügt und eine wettbewerbsfähige Agrarwirtschaft aufweist.
Diese Entwicklungen zeigen die komplexen Dynamiken der EU-Agrarsubventionen, die nicht nur die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland, sondern auch die gesamte Agrarwirtschaft in Europa maßgeblich beeinflussen könnten.