
Am Dienstag stellte sich der 33-jährige William Duplessie der Polizei in New York. Er wird beschuldigt, gemeinsam mit einem Geschäftspartner einen italienischen Tourist entführt und gefoltert zu haben, um an dessen Kryptowährungsvermögen zu gelangen. Der 28-jährige Italiener konnte aus einem 17-Zimmer-Haus im Stadtteil Nolita entkommen und alarmierte einen Verkehrspolizisten. Laut Bluewin stellte man im Haus eine Pistole sowie Fotos der brutalen Folterungen des Opfers sicher.
Duplessie, der in der Schweiz lebt und Mitbegründer der Pangea Digital Asset Group ist, hat bereits vor seinem Festnahme einen hohen Bitcoin-Wert prognostiziert und gilt als langjähriger Befürworter der digitalen Währung. Am Freitag vor seiner Verhaftung wurden bereits zwei weitere Verdächtige festgenommen – darunter John Woeltz, 37 Jahre alt. Die Polizei untersucht die Beziehungen zwischen den Verdächtigen und dem Opfer.
Entführung und Folter
Der italienische Staatsbürger war zu Beginn des Monats nach New York gereist und ging zunächst freiwillig mit Woeltz in ein luxuriöses Stadthaus. Dort wurde ihm nicht nur sein Pass, sondern auch elektronische Geräte abgenommen. Um an das Bitcoin-Passwort des Opfers zu gelangen, setzten die Täter brutale Methoden ein. Weigerte sich das Opfer, wurde es gefesselt und über mehrere Wochen hinweg gefoltert, einschließlich Schlägen, Elektroschocks und Morddrohungen. Extrem brutale Maßnahmen kamen zum Einsatz, darunter das Schneiden mit einer Kettensäge und der forcierte Konsum von Kokain. Die Peiniger drohten dem 28-Jährigen und seiner Familie mit dem Tod, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Zusätzlich zu Duplessie und Woeltz wurde auch die Assistentin von Woeltz festgenommen. Die Anklage gegen sie steht allerdings noch aus. Vor seiner Festnahme verbrachte Duplessie das Memorial-Day-Wochenende in den Hamptons. Der geschätzte Wert des entführten Bitcoin-Vermögens wird auf etwa 30 Millionen Dollar beziffert.
Globale Dimension von Krypto-Betrug
Die Methoden, die in diesem Fall angewandt wurden, spiegeln eine besorgniserregende Entwicklung im Bereich des Kryptowährungsbetrugs wider. Laut Tagesschau beträgt der weltweite Schaden durch Betrug mit Krypto-Anlagen rund 70 Milliarden Euro. In Deutschland sind täglich neue Opfer zu verzeichnen, wobei die Täter häufig selbst einstige Opfer einer derartigen Betrugsmasche sind. Psychologisch ausgeklügelte Methoden, einschließlich der Nutzung von Künstlicher Intelligenz für Deep Fakes, werden dabei eingesetzt.
Weltweit sind Kriminelle in Regionen mit schwacher staatlicher Überwachung aktiv, wo sogenannte „Cybersklaven“ gezielt eingesetzt werden. Diese Opfer, wie Abdus S. aus Bangladesch, arbeiten unter gravierenden Bedingungen und sind gezwungen, Beziehungen zu anderen Opfern vorzutäuschen, um diese in betrügerische Krypto-Investitionen zu locken. Die Methode „Pig Butchering“ beschreibt diesen Prozess der Anwerbung und anschließenden Ausbeutung.
Die Bereitstellung internationaler Zusammenarbeit im Kampf gegen Krypto-Betrug ist entscheidend, da viele dieser Delikte im Ausland verübt werden. In Deutschland hat das Bayerische Justizministerium Vereinbarungen mit Interpol getroffen, um die Ermittlungen zu verbessern und auf die Herausforderungen, die Betrugsnetzwerke weltweit darstellen, gezielt zu reagieren.