
Im Ruhrgebiet herrscht ein alarmierendes Problem mit verwahrlosten Mietwohnungen, die trotz schwerwiegender Mängel bewohnt sind. Viele dieser Immobilien sind als „Schrottimmobilien“ bekannt und prägen das Bild in Städten wie Duisburg und Essen. Ein Beispiel dafür sind die sogenannten „Weißen Riesen“ in Duisburg, Hochhäuser aus den 1970er Jahren, die in einem katastrophalen Zustand sind. In Essen steht das ehemalige Hauptquartier des Roten Kreuzes als weiteres Beispiel, dessen Eingangstür derzeit nur mit einer Sperrholz-Platte gesichert ist. Anwohner berichten von Heroinabhängigen, die das Gebäude als Schlafplatz nutzen, und von Personen, die im Inneren der Immobilie gesichtet werden. Mehrere Brände in der Umgebung erhöhen die Sicherheitsbedenken von Anwohnerin Nathalie Nikolaus, die um die Sicherheit ihrer Nachbarschaft fürchtet.
Die Lage wird zusätzlich von der Mietpreisbremse erschwert, die seit 2015 verlängert wurde, um Mietsteigerungen zu verhindern. In Duisburg-Rheinhausen sind zudem Müllprobleme zu beobachten, die Ratten und andere Schädlinge anziehen. Hier wohnen zahlreiche Geflüchtete aus Bulgarien und Rumänien in über 320 Wohnungen. Um bedürftigen Menschen zu helfen, hat die Caritas die Initiative „Türöffner“ gestartet, um Wohnungen für diese Gruppe anzumieten. Parallel dazu hat die Stadt Hagen die Strategie verfolgt, verwahrloste Immobilien aufzukaufen und sie zu renovieren. Patrick Bensch von der Hagener Entwicklungsgesellschaft berichtet von den laufenden Renovierungsarbeiten in der Region, die sowohl verwahrloste als auch restaurierte Immobilien umfasst.
Straßenkampf gegen Schrottimmobilien
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen zeigt sich besorgt über die Erpressbarkeit der Städte bei der Sanierung solcher Problemimmobilien. Die Stadt Essen plant nicht nur den Aufkauf von Schrottimmobilien, sondern auch den Abriss und Neubau von verwahrlosten Objekten. In diesem Kontext haben die Eigentümer der Essener Rotkreuz-Zentrale Schwierigkeiten, das Gebäude gegen Vandalismus zu sichern, was die Situation weiter verschärft. Dieser Kampf gegen verwahrloste Immobilien wird durch ein Gesetz unterstützt, das vor neun Jahren erlassen wurde, allerdings sind viele Kommunen skeptisch in Bezug auf die Wirksamkeit dieser Bestimmungen.
In Dortmund ist die Situation ähnlich. Eine Mieterin, Hatice, die seit 15 Jahren in einer Hochhaussiedlung lebt, beklagt sich über die mangelhafte Reaktion des Vermieters auf wiederholte Beschwerden. Die problematische Eigentümerstruktur in der Großsiedlung ist das Kernthema; Eigentümerschaften wechseln häufig, doch es sind oft die gleichen Personen hinter den wechselnden Firmen, die versuchen, aus schlechten Immobilien Profit zu ziehen. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach kritisiert das Verhalten dieser Eigentümer als äußerst problematisch.
Gesetzliche Maßnahmen und Herausforderungen
Groß angelegte Kontrollen in elf Städten sollen das Problem angehen, jedoch führt ein häufiges Wechseln der Eigentümer nach Bußgeldbescheiden dazu, dass die Durchsetzung erschwert wird. Das Gesetz erlaubt theoretisch, ganze Häuserblöcke für unbewohnbar zu erklären, was jedoch logistische Herausforderungen bei der Unterbringung der Mieter mit sich bringt. Der Mieterbund fordert von den Kommunen mehr Mut im Umgang mit problematischen Eigentümern. Vorsitzender Hans-Joachim Witzke betont, dass ein hartes Durchgreifen eine abschreckende Wirkung haben kann und für eine Verbesserung der Situation notwendig ist.
Die Problematik der Schrottimmobilien bleibt eine drängende Herausforderung für die Städte im Ruhrgebiet und erfordert sowohl politische Maßnahmen als auch das Engagement der betroffenen Kommunen und Organisationen, um die Lebensbedingungen für die Anwohner zu verbessern.