
In der Oberschule Premnitz stehen die Schüler kurz vor dem Abschluss der zehnten Klasse. In diesem Rahmen fand ein Projekttag statt, der sich mit Themen wie Wohnen, Finanzen und Krankenkassen beschäftigte. Dabei stellte sich heraus, dass einige der 16-Jährigen grundlegende Kenntnisse über das Steuerwesen nicht besitzen. So wussten viele nicht, dass sie beim Einkaufen Steuern zahlen müssen. Ebenfalls verwirrend war für einige Jugendliche die Annahme, dass es in Deutschland nur zwei Krankenkassen gibt.
Paul Dührkopp von den Wirtschaftsjunioren im Havelland merkte an, dass viele Jugendliche die Schule ohne ausreichende Kenntnisse über das Arbeitsleben verlassen. Diese Beobachtungen wurden von Steffi Amelung bestätigt, Abteilungsleiterin Berufsbildung der Handwerkskammer Potsdam, die betonte, dass zahlreiche junge Menschen unzureichend auf den Berufsstart vorbereitet sind. Es fehlen insbesondere die praktischen Fähigkeiten, die für eine erfolgreiche Ausbildung erforderlich sind.
Bildungspolitik im Fokus
Die Handwerkskammer fordert daher eine bildungspolitische Debatte, um die Jugendlichen besser auf das Leben nach der Schule vorzubereiten. Amelung wies darauf hin, dass viele Schüler die nötigen Schlüsselqualifikationen wie Pünktlichkeit und Teamfähigkeit nicht mitbringen. Das Bildungsministerium in Potsdam hingegen thematisiert zwar „Verbraucherbildung“ in den Schulen, dennoch bleibt die Umsetzung des Lernstoffes eine Herausforderung. So lernen Schüler im Fach „Wirtschaft-Arbeit-Technik“ (WAT) über Haushaltsführung und einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld, während Grundschüler im Sachunterricht über Themen wie Konto und Finanzen aufgeklärt werden.
IHK-Präsidentin Ina Hänsel empfiehlt eine stärkere Ausrichtung an praktischen Lebens- und Berufssituationen in den Schulen. Kooperationen mit regionalen Unternehmen sowie Praktika können hilfreich sein, um den Schülern einen realistischen Einblick in die Berufswelt zu geben. An der Oberschule Premnitz besuchten die Schüler über vier Jahre hinweg WAT-Unterricht, in dem sie auch Steuern, Messen und Berufspraktika thematisierten. Dennoch zeigte sich während des Projekttags ein gewisses Desinteresse bei einigen Schülern.
Praktische Kompetenzen im Fokus
Um den Schülern wichtige Alltagskompetenzen zu vermitteln, gibt es wurde ein Schülerbuch entwickelt, das sich auf das Themenfeld Wohnen konzentriert. Dieses Buch behandelt alle notwendigen Schritte zur ersten eigenen Wohnung umfassend und strukturiert. Sechs Kapitel bieten wertvolle Informationen und Arbeitsaufträge, die auf unterschiedliche Niveaustufen abgestimmt sind. Darunter fallen Themen wie die Wohnungssuche, Bewerbungsgespräche, das Anmieten einer Wohnung sowie die Organisation eines Umzugs.
Ein weiteres wichtiges Kapitel widmet sich der Haushaltsführung und bietet Anleitungen zur Wohnungspflege und Budgetplanung. Solche praxisorientierten Bildungsangebote sind entscheidend, um jungen Menschen die Fähigkeiten zu vermitteln, die sie im späteren Leben benötigen. Trotz der bestehenden Konzepte müssen jedoch auch die Schulen und Bildungsträger in ihrer Ausrichtung überprüft werden, um den Kindern und Jugendlichen die bestmögliche Vorbereitung auf ihre Zukunft zu bieten.