
Sechs Bulgaren wurden kürzlich in Großbritannien wegen Spionage für Russland verurteilt. Ein Londoner Gericht, das Old Bailey, verhängte Haftstrafen zwischen fünf und mehr als zehn Jahren. Die Gruppe soll mit Jan Marsalek, dem abgetauchten Ex-Wirecard-Manager, zusammengearbeitet haben, der als Verbindungsmann zum russischen Geheimdienst gilt. Dies stellt eine der größten und komplexesten Spionageoperationen auf britischem Boden dar.
Die Verurteilten sind Katrin Ivanova (33), Vanya Gaberova (30), Tihomir Ivanov Ivanchev (39), Orlin Roussev (47), Biser Dzhambazov (44) und Ivan Stoyanov (33). Diese Männer und Frauen spionierten gegen Oppositionelle und Journalisten in Ländern wie Deutschland, Großbritannien, Österreich und Montenegro. Die Londoner Polizei bezeichnete die Zelle als „echte Gefahr“ für die nationale Sicherheit.
Details zur Spionageoperation
Die Aktivitäten der Gruppe erstreckten sich über einen Zeitraum von drei Jahren. Dominic Murphy, Leiter der Anti-Terror-Einheit der Londoner Polizei, beschrieb ihre Vorgehensweise als erinnernd an einen „Spionage-Roman“. In einem besonders skurrilen Plan wollte die Gruppe Schweineblut per Drohne auf die Botschaft von Kasachstan in London schütten. Die Verurteilung der Gruppierung um Roussev wurde durch Kommunikation zwischen Marsalek und Roussev im April 2021 unterstützt, in der Marsalek angeblich anbot, „Nukes“ bereitzustellen, falls er dafür bezahlt werde.
Als Teil des Prozesses wurden auch Opferberichte vorgelegt. Der Journalist Christo Grozev schilderte die Überwachung, der er ausgesetzt war, als „erschreckend, desorientierend und zutiefst destabiliserend“. Ein weiterer Dissident, Bergey Ryskaliyev, äußerte seine anhaltende Besorgnis um seine Sicherheit, obwohl die Gruppe verhaftet wurde, und gab an, private Sicherheitsmaßnahmen ergreifen zu müssen.
Verbindungen und weitere Entwicklungen
Die Überwachung und die Operationen der Gruppe richteten sich gegen verschiedene Zielpersonen und gefährdeten das Leben von vielen. Die Spionageziele umfassten auch prominente Persönlichkeiten, wobei das Netzwerk unter den Operativen aufgrund ihrer Arbeitsweise den Spitznamen „Minions“ erhielt. Bei Durchsuchungen im Hotel von Roussev wurde spezielle Spyware gefunden, darunter Geräte, die in alltäglichen Objekten versteckt waren.
Jan Marsalek, der von Interpol gesucht wird, plante noch während seiner Flucht, seine Methoden zu diversifizieren. Er äußerte unter anderem den Wunsch, eine Pornowebseite zu erstellen, die sich auf Russen konzentrieren soll, und kritisierte Roman Abramovich dafür, Russland verlassen und seine Vermögenswerte verkauft zu haben. Die an die betriebenen Aktivitäten anschließenden Urteile könnten für die Angeklagten eine Haftstrafe von bis zu 14 Jahren nach sich ziehen.
Die Verurteilungen und das Aufdecken dieser Spionageoperation werfen ein grelles Licht auf die geheimen Aktivitäten im Hintergrund und die Gefahren, die sich für Journalisten und Oppositionsvertreter in Europa ergeben. t-online.de berichtet von den Verbindungen zu Marsalek, während independent.co.uk weitere Aspekte der Entwicklungen rund um diesen Fall erläutert.