
Der Reutlinger Stromnetzbetreiber FairNetz hat die private Einspeisung von Strom aufgrund einer Überlastung des Netzes vorübergehend eingeschränkt. Diese Entscheidung betrifft rund 300 Kunden, die darüber informiert wurden, dass sie derzeit keinen Strom abgeben dürfen. Der Hintergrund dieser Maßnahme sind die steigenden Einspeisungen durch private Stromerzeuger, insbesondere durch Photovoltaik-Anlagen. Dies führt dazu, dass die betroffenen Kunden auf die Einnahmen verzichten müssen, die sie normalerweise durch den Verkauf ihres erzeugten Stroms erhalten würden. Das bestehende Stromnetz ist technisch nicht auf die wachsende Stromerzeugung ausgelegt, und an der Modernisierung wird bereits gearbeitet, um die zukünftige Einspeisung zu gewährleisten.
Die Problematik der Überlastung betrifft jedoch nicht nur das Reutlinger Netz. Bundesweit gibt es ähnliche Herausforderungen. Laut Tagesschau können viele Haushalte aufgrund technischer Einschränkungen ihren überschüssigen Solarstrom nicht einspeisen. Diese Situation wird weiter durch den steigenden Stromverbrauch, bedingt durch Smart Home-Technologien, Elektromobilität und Wärmepumpen, verstärkt. Die Nachfrage nach Eigenstromproduktion durch Balkonkraftwerke und Photovoltaikanlagen nimmt zu, was zusätzliche Herausforderungen für die bestehenden Netzkapazitäten mit sich bringt.
Investitionen in die Netzinfrastruktur
Die Prognosen sind optimistisch. Für das kommende Jahr rechnet man mit bis zu 9000 Anträgen pro Monat zur Anschluss von Photovoltaikanlagen. Zum Vergleich: Bis zu 7000 Anträge pro Monat wurden im aktuellen Jahr verzeichnet, während es im Vorjahr noch 4000 Anträge waren. Diese Zunahme unterstreicht den verstärkten Trend hin zu erneuerbaren Energien und Eigenstromversorgung.
Herausforderungen und Lösungen
Um das Netz stabil zu halten, ist es notwendig, intelligente Steuerungen wie „Smart Meter“ einzuführen, die Überlastungen im Stromnetz verhindern sollen. Ein aktuelles Projekt der Stadtwerke Saarbrücken und der Hager-Unternehmensgruppe zielt darauf ab, die digitale Steuerung von Stromflüssen zu verbessern und damit die Netzauslastung zu optimieren. Experten empfehlen, dass Haushalte erzeugten Strom selbst verbrauchen oder speichern, um die Einspeisung zu reduzieren und Engpässe im Stromnetz zu vermeiden.
Schließlich betont der VDE, dass der Übergang zu einem System mit Millionen dezentraler Erneuerbarer-Energien-Anlagen unabdingbar ist, um die gesteckten Ziele wie die Installation von jährlich 500.000 neuen Wärmepumpen und die Integration Millionen Elektroautos zu erreichen.