
Die finanzielle Unterstützung für Studierende in Deutschland steht unter Druck. Die steigenden Lebenshaltungskosten in Universitätsstädten, insbesondere in München, Münster und Mainz, haben dazu geführt, dass die Nachfrage nach Studienkrediten merklich gesunken ist. Laut der aktuellen Erhebung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) wurden im Jahr 2024 nur 12.965 Neuverträge für Studienkredite oder Bildungsfonds abgeschlossen. Dies stellt einen Rückgang von 3.600 Verträgen im Vergleich zum Vorjahr dar und entspricht einem fast 80-prozentigen Rückgang seit 2014. Aktuell erhalten rund 29.000 Studierende Unterstützung durch einen KfW-Studienkredit, welches als eines der am wenigsten attraktiven staatlichen Finanzierungsinstrumente gilt, neben Angeboten wie BAföG oder dem Deutschlandstipendium.
Der KfW-Studienkredit, dessen Zinssatz bei 6,31 Prozent liegt, ist nach den Informationen von Tagesschau einer der höchsten unter 25 verglichenen Angeboten. CHE-Experte Ulrich Müller warnt vor einem dringenden Handlungsbedarf der Regierung, um die Attraktivität dieses Kredits zu erhöhen und vor allem den Studierenden zu helfen, die aufgrund der finanziellen Engpässe zunehmend in die Notwendigkeit geraten, Nebenjobs anzunehmen. Dies könnte zu verlängerten Studienzeiten oder sogar Studienabbrüchen führen.
Unzureichende Förderbedingungen
Eine wesentliche Kritik betrifft die seit fast 20 Jahren unveränderte maximale Fördersumme von 650 Euro pro Monat. Angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten fordern Fachleute eine Anpassung auf 1.000 Euro. Insgesamt erhalten rund 36.000 Studierende Förderungen aus Bildungsfonds oder Studienkrediten, was nur etwa 1,3 Prozent aller Studierenden ausmacht. Monatlich erhalten diese Studierenden zusammen etwa 20 Millionen Euro, was durchschnittlich 547 Euro pro Kopf entspricht. Darüber hinaus sind rund 210.000 Personen derzeit in der Rückzahlungsphase ihrer Studienkredite.
KfW bietet mittlerweile verschiedene Programme zur Unterstützung von Studierenden an, so beispielsweise ein Förderprogramm, das unabhängig vom Einkommen der Eltern oder anderen Sicherheiten ist. Ziel ist es, soziale Ungleichheit zu verringern und Hochschulen für Jugendliche aus einkommensschwachen Familien zugänglicher zu machen. Seit der Einführung des KfW-Studienkredits im Jahr 2006 wurden über 330.000 Studierende unterstützt.
Optimierung der Antragsprozeduren
Zur Verbesserung der Zugänglichkeit plant KfW, Anträge künftig digital einzureichen und abzuwickeln sowie zusätzliche Förderungen für Auslandssemester anzubieten. Diese Maßnahmen sollen jedoch erst langfristig umgesetzt werden, da sie durch regulatorische und rechtliche Anforderungen sowie bestehende IT-Systeme erschwert werden. Trotz dieser Herausforderungen bleibt das KfW-Programm für viele Studierende eine wichtige Finanzierungsquelle während ihres Studiums.
Die Entwicklungen im Bereich der Studienfinanzierung zeigen deutlich, dass die Politik gefordert ist, effektive Lösungen zu finden, um die breite Masse der Studierenden in Deutschland zu unterstützen und gleichzeitig dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Ohne geeignete Maßnahmen könnte sich die Situation für zukünftige Generationen von Studierenden weiter verschärfen.