
Die Tarifverhandlungen im privaten Versicherungsgewerbe sind in die dritte Runde gegangen, verliefen jedoch ergebnislos. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat die Gespräche abgebrochen, nachdem die Arbeitgeberseite, vertreten durch den Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland e. V. (AGV), ein Angebot unterbreitete, das zwar geringfügig verbessert, jedoch als unzureichend bewertet wurde. Christian Thies von ver.di betonte, dass die Versicherungsbranche hohe Gewinne erwirtschaftet und die Beschäftigten angemessen daran beteiligt werden müssen. Ein neuer Verhandlungstermin steht zurzeit noch nicht fest.
Im Rahmen der laufenden Verhandlungen hat ver.di angekündigt, den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Dies geschieht unter anderem durch einen Warnstreik, der am 2. Juni 2025 in Niedersachsen und Bremen stattfinden soll. Zwei Kundgebungen sind für diesen Tag geplant: in Hannover um 10:00 Uhr am Goseriedeplatz sowie in Bremen von 13:00 bis 15:00 Uhr vor dem Eingang der Allianz Versicherung an der Flughafenallee. Die Gewerkschaft erhebt klare Forderungen: eine Gehaltserhöhung von 12 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 250 Euro.
Forderungen und Angebote im Vergleich
Die Arbeitgeber boten in der letzten Verhandlungsrunde eine Tariferhöhung von 4,8 Prozent ab August 2025 sowie weitere 3,3 Prozent ab September 2026 über einen Zeitraum von 28 Monaten an. Doch ver.di wies dieses Angebot als unzureichend zurück, da es nicht einmal die Reallohnverluste von 8,1 Prozent der vergangenen Jahre ausgleicht. Martina Grundler, die Verhandlungsführerin von ver.di, kritisierte, dass die Arbeitgeber die Inflationsverluste schlicht ignorieren würden und dass deren Angebot die Realeinkommen unter das Niveau von 2020 drücken würde. Diese Einschätzungen werfen ein Schlaglicht auf die anhaltenden Spannungen zwischen den Verhandlungspartnern.
Die Tarifverhandlungen, die Ende März 2025 in München begonnen hatten, haben bereits zu intensiven Konflikten geführt. In der zweiten Verhandlungsrunde, die Ende April in Frankfurt am Main stattfand, stieß das ursprüngliche Angebot der Arbeitgeber von 2,8 Prozent Erhöhung über 35 Monate auf scharfe Kritik seitens von ver.di. Diese bezeichnete das Angebot als „Respektverlust“ und warnte vor einem möglichen Attraktivitätsverlust der Branche, der durch unzureichende Vergütung und Beschäftigungsbedingungen entstehen könnte.
Weitere Maßnahmen der Gewerkschaft
Zur Unterstützung ihrer Forderungen mobilisierte ver.di bereits über 7.000 Beschäftigte zu verschiedenen Protestaktionen, und auch am Verhandlungstag in Düsseldorf waren rund 700 Streikende vor Ort. Zudem plant ver.di einen Warnstreik für den 28. Mai in München, um ein Zeichen der Solidarität und den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Neben den Gehaltsforderungen verlangt die Gewerkschaft auch einen „Tarifvertrag Transformation“, der soziale Absicherung im Zuge des digitalen Wandels in der Versicherungsbranche garantieren soll. Dazu gehören unter anderem Qualifizierungsangebote und berufliche Entwicklungsperspektiven für die Beschäftigten.
Die Fronten zwischen ver.di und den Arbeitgebern sind damit bereits verhärtet. Ein weiterer Verhandlungstermin steht noch nicht fest, was die Ungewissheit für viele Beschäftigte in der Branche verstärkt.