
Experten warnen zunehmend vor den fallstrickreichen Restschuldversicherungen, die oft im Zusammenhang mit Autokrediten angeboten werden. Diese Versicherungen sollen dazu dienen, die Kreditraten im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Tod des Kreditnehmers zu übernehmen. Doch Verbraucherschützer kritisieren sowohl die hohen Kosten als auch die geringen Leistungen dieser Produkte. Sie fordern eine kritische Auseinandersetzung mit der Notwendigkeit und dem Nutzen solcher Versicherungen. Ruhr24 berichtet, dass bei einem Beispiel eines Autokredits über 18.000 Euro und einer Laufzeit von 8 Jahren die monatliche Rate ohne Restschuldversicherung bei 256,13 Euro liege. Mit der Versicherung stiege sie jedoch auf 330,46 Euro, was die Gesamtkosten des Kredits von 6.588,33 Euro auf 13.724,16 Euro erhöht.
Die Verbraucher zahlen somit mehr als 7.000 Euro zusätzlich und der effektive Jahreszins verdoppelt sich von 8,49 % auf 16,89 %. Diese extremen Kosten führen dazu, dass immer mehr Stimmen laut werden, die auf die Ungerechtigkeit und die wenig hilfreichen Aspekte der Restschuldversicherung hinweisen.
Kritikpunkte und Alternativen
Die fünf Hauptprobleme der Restschuldversicherung verdeutlichen, warum dieser Versicherungstyp nicht nur teuer, sondern auch wenig effektiv ist:
- Versteckte Kosten: Die Prämie wird häufig in den Kredit integriert, was zusätzliche Zinsen auf die Versicherungskosten zur Folge hat.
- Ausschlüsse: Viele Ereignisse sind nicht abgedeckt, da es oftmals Wartezeiten und spezielle Klauseln gibt, die eine Leistung der Versicherung entwerten.
- Kredite sind in den meisten Fällen bereits durch andere Versicherungen wie Arbeitslosenversicherung oder Lohnfortzahlung abgesichert.
- Bessere Alternativen existieren: Risikolebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen sind in der Regel kostengünstiger und bieten eine umfassendere Absicherung.
- Hoher Druck auf Verbraucher: Viele Banken, Sparkassen und Online-Kreditportale bieten Restschuldversicherungen an, was zu einem erhöhten Verkaufsdruck führt.
Zusätzlich werden Kreditnehmer oft nicht ausreichend von Vermittlern beraten, die häufig keine qualifizierten Versicherungsexperten sind. Auch bei Online-Kreditanfragen kann es vorkommen, dass eine Restschuldversicherung angeboten wird, selbst wenn kein Kreditvertrag zustande kommt.
Rechtliche Hinweise und Rücktrittsmöglichkeiten
Die Rechtslage bezüglich Widerruf und Kündigung von Restschuldversicherungen ist klar. Ein Widerruf ist innerhalb von 14 Tagen nach Abschluss der Versicherung, bei Todesfallabsicherung innerhalb von 30 Tagen, problemlos möglich. Eine Kündigung kann auch später erfolgen, wobei ein Teil der gezahlten Prämie zurückerstattet werden kann. Verbraucherschützer empfehlen, Kündigungen und Widerrufe immer per Einwurfeinschreiben zu versenden, um eine Bestätigung zu haben. Die Verbraucherzentrale betont, dass ab dem 02.01.2025 eine Restschuldversicherung erst eine Woche nach Vertragsabschluss des Kredits abgeschlossen werden darf.
Eine eingehende Prüfung bestehender Versicherungen vor dem Abschluss einer Restschuldversicherung wird dringend empfohlen, da viele Kreditnehmer bereits durch gesetzliche Absicherungen ausreichend geschützt sind. Angesichts der hohen Kosten und der eingeschränkten Leistungen scheinen Restschuldversicherungen mehr Nachteil als Vorteil für Kreditnehmer zu bieten.