
Thyssenkrupp steht vor einem radikalen Umbau. Laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung plant der Konzern, sich in eine Holding umzuwandeln und Teile des Unternehmens zu verkaufen. Vorstandsboss Miguel López hat angekündigt, die Stahlsparte, die mehr als 200 Jahre nach ihrer Gründung nun aus dem Stahlhandel verabschiedet werden soll, an die Börse zu bringen. Diese Sparte beschäftigt rund 16.000 Mitarbeiter und generiert einen Jahresumsatz von mehr als 12 Milliarden Euro. Allerdings wird das Interesse an der wenig lukrativen Stahlsparte als gering eingeschätzt, wodurch die geplante Börsennotierung in Frage steht. Für den Stahlhandel bezeichnete López diesen noch vor wenigen Wochen als Kerngeschäft.
Die Autozulieferer-Sparte ist ebenfalls im Fokus der Umstrukturierung. Hier werden Schließungen oder Verkaufsüberlegungen angestellt, sodass möglicherweise nur ein „Rumpf“ des Geschäfts bestehen bleibt. Auch in der Verwaltung stehen erhebliche Einschnitte bevor. Die Konzernzentrale könnte von derzeit 500 auf etwa 100 Mitarbeiter reduziert werden. Insgesamt könnten mehr als 50 Prozent der aktuell 98.000 Mitarbeiter entlassen werden. Diese drastischen Veränderungen könnten das bestehende Unternehmensgefüge stark gefährden, sodass Insider bereits darauf hinweisen, dass Thyssenkrupp am Ende praktisch aufgelöst werden könnte.
Reaktionen und politische Besorgnis
Die weitreichenden Pläne müssen noch vom Aufsichtsrat genehmigt werden, dessen Sitzung am 16. September auch die Vertragsverlängerung von Miguel López auf der Agenda hat. In der politischen Arena sind die Reaktionen alarmierend. Sarah Philipp von der NRW-SPD und Jochen Ott, der SPD-Fraktionsvorsitzende, äußern große Besorgnis über die möglichen Auswirkungen auf den Industriestandort Nordrhein-Westfalen. Dennis Radtke, Bundesvorsitzender der CDA, fordert zudem politische Unterstützung und den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.
Die Verhandlungen um das Schicksal von Thyssenkrupp werden verfolgt, insbesondere im Hinblick auf Subventionen in Höhe von Hunderten Millionen Euro für die Umrüstung auf „grüne“ Technologien in der Steel Europe-Sparte. Es wird darauf hingewiesen, dass im Rahmen dieser Fördermittel keine Verpflichtung zur Erhaltung von Arbeitsplätzen besteht. Der NRW-Landtag wird sich dem Thema mit hoher Dringlichkeit annehmen, da das Unternehmen zahlreiche Arbeitsplätze in der Region sichert.
Unsicherheit unter den Mitarbeitern
Der Betriebsratsvorsitzende von Thyssenkrupp Steel, Tekin Nasikkol, berichtet von erheblicher Unsicherheit und Unruhe innerhalb der Belegschaft. Die Umstrukturierungspläne und die damit verbundene Angst um den Arbeitsplatz belasten die Mitarbeiter enorm und führen zu einer angespannten Stimmung im Unternehmen. Auch die Beteiligung des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky im Stahlbereich bringt zusätzliche Fragen auf, vor allem hinsichtlich künftiger Investitionen und der Stabilität des Geschäfts.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Thyssenkrupp in einer entscheidenden Phase steckt, in der sowohl Unternehmensstrategien als auch soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern neu bewertet werden müssen. Das Management steht vor der Herausforderung, den Umbau erfolgreich zu gestalten und gleichzeitig das Vertrauen der Belegschaft zu bewahren.
Für weitere Details zu diesem Thema verweisen wir auf die Berichte von Focus und WDR.