
In einem aktuellen Interview äußerte sich Stephen Miran, der ökonomische Chefberater des Weißen Hauses, zu seinen kontroversen Plänen zur Schwächung des US-Dollars. Miran plant, Gebühren auf US-Staatsanleihen zu erheben, argwöhnisch in der Hoffnung, dadurch den Dollar abzuwerten. Diese Maßnahme könnte jedoch weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen, einschließlich einer potenziellen Finanzkrise, die das Vertrauen in den Dollar erheblich gefährden könnte. Nach Aussage von Miran wird ein starker Dollar als Ursache für den Niedergang der amerikanischen Industrie angesehen. Historisch stieg die US-Verschuldung gegenüber ausländischen Investoren, während die Handelsbilanz in den 1960er Jahren positiv war.
Die Grundlagen seiner Argumentation stützt Miran auf die Arbeiten des belgischen Ökonomen Robert Triffin, der 1960 das Ende des internationalen Währungssystems vorausgesagt hatte. Das Bretton-Woods-System von 1944 band den Dollar an Gold, bevor es 1971 durch Präsident Nixon aufgehoben wurde und 1973 die Bindung der Währungen an den Dollar endete. Miran interpretiert Triffins Gedanken sowohl zur Notwendigkeit des Handelsbilanzdefizits als auch zur Versorgung ausländischer Zentralbanken mit kurzfristigen US-Staatsanleihen jedoch falsch, was von Experten, einschließlich Tobias Straumann, Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Zürich, kritisiert wird.
Auswirkungen auf die US-Wirtschaft
Ein schwacher US-Dollar hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Während er die Wettbewerbsfähigkeit US-amerikanischer Exporte steigert und ausländische Touristen anzieht, könnte er gleichzeitig die Inflation in den USA ansteigen lassen. Der US-Dollar hat seit 2011 nominal über 40% gewonnen und wird als überbewertet erachtet. Laut einem Bericht von Bretton Woods hat der Dollar zwischen Mitte Januar und Anfang Mai 2025 um fast 10% gegenüber wichtigen Währungen abgenommen.
Besonders die engen Handelsbeziehungen zu Kanada und Mexiko machen diese Länder empfindlich für die Trends des Dollars. Ein starker Dollar verteuert US-Exporte für ausländische Käufer, während importierte Waren günstiger werden – was US-Konsumenten zugutekommt, aber die Exportnachfrage verringert. Um diesen Trend umzukehren, verfolgt die Trump-Administration zwei Ziele: die Erhaltung des US-Dollars als globale Reservewährung und die Schwächung des Dollars zur Förderung von US-Exporte.
Handelsverhandlungen und Währungsstrategien
Die Währungsfrage wird zunehmend Teil laufender Handelsverhandlungen, besonders mit Ländern, die ihre Währungen als unterbewertet erachten. Der letzte Währungsüberwachungsbericht des US-Finanzministeriums identifizierte sieben Länder, die ins Visier genommen werden: China, Japan, Korea, Singapur, Taiwan, Vietnam und Deutschland.
Zusätzlich denkt die Trump-Administration an Strategien wie den Mar-a-Lago Accord, der einen Tausch von US-Staatsanleihen gegen längerfristige Anleihen mit niedrigeren Renditen durch ausländische Zentralbanken vorsieht. Wenn dieser Plan umgesetzt wird, könnte dies nicht nur die Marktbedingungen dramatisch beeinflussen, sondern auch das nötige Vertrauen in den US-Dollar langfristig in Frage stellen.
Die Folgen dieser Entwicklungen sind noch unklar, doch die politischen und wirtschaftlichen Dimensionen legen schon jetzt nahe, dass die Entscheidungen des Weißen Hauses weit über die Landesgrenzen hinauswellen.
Für weitere Informationen über die Pläne von Stephen Miran und deren potenzielle Auswirkungen auf den Dollar und die US-Wirtschaft lesen Sie die Berichterstattung auf der NZZ.