Der deutsche Immobilienmarkt durchlebt eine Phase der Veränderung, insbesondere im Bereich der Gewerbeimmobilien. Statistiken des Verbands deutscher Pfandbriefbanken zeigen, dass die Preise für Gewerbeimmobilien zwischen dem vierten Quartal 2022 und dem vierten Quartal 2023 um 12,1 Prozent gesunken sind. Diese Entwicklung steht im Kontrast zu den Preisen von Wohnimmobilien, die lediglich um 6,1 Prozent zurückgegangen sind. Experten prognostizieren für das laufende Jahr einen weniger starken Preisrückgang bei Gewerbeimmobilien im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch wird nicht erwartet, dass eine Preiserholung vor dem Jahresende eintritt.
Die Idee, ungenutzte Büroflächen in Wohnimmobilien umzuwandeln, erscheint als naheliegende Lösung, um sowohl Besitzern von Gewerbeimmobilien als auch Wohnungssuchenden zu helfen. Michael Ammann von der Wohnungsgesellschaft des rheinischen Handwerks warnt jedoch davor, dass die bürokratischen Hürden in Deutschland erhebliche Hindernisse darstellen. Ein von Ammann geleitetes Umnutzungsprojekt in der Kölner Innenstadt belegt diese Problematik – der Prozess zog sich über sechs Jahre hin, hauptsächlich aufgrund langwieriger Genehmigungsverfahren und behördlicher Auflagen.
Die Umwandlung von Büros in Wohnräume gestaltet sich nicht nur zeitaufwändig, sondern auch kostspielig. Laut Ammann sind die Kosten für eine solche Umgestaltung vergleichbar mit einem Neubau auf grüner Wiese. Die erforderliche Expertise spezialisierter Handwerker und Anpassungen an die Standards für Wohnräume treiben die Kosten in die Höhe. Im Vergleich zu den USA, wo vermehrt Wohnungen aus ehemaligen Bürogebäuden entstehen, sind in Deutschland aufgrund strengerer Vorschriften innovative Ansätze schwierig umzusetzen.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es zarte Fortschritte, beispielsweise in Niedersachsen, wo die Bauordnung geändert werden soll, um den Prozess der Umnutzung von Büros zu Wohnungen zu erleichtern. Die Vereinfachung der Genehmigungsverfahren und eine flexiblere Anpassung an die bestehenden Strukturen könnten dazu beitragen, mehr Büroflächen in Wohnraum umzuwandeln. Eine Studie des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL) zeigt das Potenzial für fast 20.000 zusätzliche Wohnungen bis zum Jahr 2025 in den sieben Metropolen Deutschlands, die aus leerstehenden Büroflächen hervorgehen könnten. Dies könnte einen signifikanten Beitrag zur Deckung des Bedarfs an Wohnraum in urbanen Zentren leisten.