
Die Commerzbank hat in den letzten Tagen eine turbulente Phase durchlebt, die von einem signifikanten Anstieg ihrer Aktienkurse geprägt ist. Am 16. Juli 2025 stiegen die Commerzbank-Aktien auf ein neues Mehrjahreshoch von 30,74 Euro, was seit 14 Jahren nicht mehr gesehen wurde. Dieser Anstieg spiegelt das Interesse von UniCredit wider, das kürzlich die Kontrolle über einen größeren Anteil der Commerzbank erlangte. Laut Der Aktionär könnte sich der Gesamtmarkt jedoch nach mehreren Rücksetzern unter Druck befinden.
UniCredit hat nun offiziell 20 Prozent der Anteile an der Commerzbank übernommen und ist damit der größte Ankeraktionär. Dies geschah durch die Umwandlung eines Teils ihrer Derivatepositionen, die bisher genutzt wurden, um Anteile an der Commerzbank zu sichern. Das Team um UniCredit-CEO Andrea Orcel hat den Zugriff auf insgesamt 29 Prozent der Bank-Anteile gesichert und plant, weitere 9 Prozent, die ebenfalls über Derivate, gesichert sind, in Aktien umzuwandeln. Ein Schritt, der sie näher an die kritische Marke von 30 Prozent bringt, ab der ein Pflichtangebot an die restlichen Aktionäre abgegeben werden muss, so Capital.
Politische Dimension und Reaktionen
Trotz des geschäftlichen Interesses von UniCredit gibt es Widerstand gegen eine Übernahme. Die Bundesregierung unterstützt die Unabhängigkeit der Commerzbank und hat dem Management, das einer Übernahme durch UniCredit kritisch gegenübersteht, ihre Rückendeckung gegeben. Orcel hatte hingegen Gespräche mit der Bundesregierung über eine mögliche Annäherung initiiert, erhielt jedoch keine positive Rückmeldung. Die Gewerkschaft Verdi äußerte ebenfalls Bedenken gegenüber einem möglichen Verkauf der Commerzbank an UniCredit und betonte die Bedeutung einer eigenständigen Bank.
Das Vorgehen von UniCredit wird von der Commerzbank als nicht abgestimmt kritisiert, was die Unabhängigkeit des Unternehmens in Frage stellt. UniCredit hingegen betont, dass alle erforderlichen Genehmigungen von den zuständigen Aufsichtsbehörden eingeholt wurden und sieht Vorteile in einer engeren Zusammenarbeit zwischen Commerzbank und der Münchener Tochtergesellschaft HVB.
Marktanalyse und Aussichten
Die aktuelle Finanzsituation der Commerzbank ist durch ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 12 gekennzeichnet, das über dem durchschnittlichen KGV der Peer-Group von 10 liegt. Analysten haben die Marke von knapp 20,00 Euro als finanzielle Schmerzgrenze für UniCredit-CEO Andrea Orcel identifiziert. Eine Übernahme erscheint theoretisch möglich, könnte sich jedoch wirtschaftlich nicht wirklich rechnen. Es wird vermutet, dass UniCredit möglicherweise mit einem Übernahmeangebot abwartet, insbesondere wenn der Kurs der Commerzbank unter die 30,00 Euro-Marke sinkt.
Der Markt zeigt sich gespannt, wie sich diese Situation entwickeln wird. Während investierte Anleger an Bord bleiben, könnten potenzielle Neueinsteiger nach Alternativen bei anderen europäischen Banken Ausschau halten.