Die Aussicht auf eine erfolgreiche Psychotherapie bringt oft Erleichterung, jedoch können sich in einigen Lebenssituationen Probleme ergeben – insbesondere bei der Verbeamtung oder beim Abschluss von Versicherungen. Ein weit verbreitetes Gerücht besagt, dass Personen nach einer Psychotherapie nicht verbeamtet werden können. Experten wie die Rechtsanwältin Susanne Tyczewski erklären, dass die Verbeamtung in der Regel nur dann abgelehnt wird, wenn abzusehen ist, dass der potenzielle Beamte nicht bis zum Ende seiner Dienstzeit arbeiten kann. Unter normalen Umständen müssen potenzielle Beamte ihre Therapien nicht einmal offenlegen.
Für Berufe wie Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst gelten härtere Regeln, da hier auch die körperliche Fitness eine große Rolle spielt. Trotz abgeschlossener Therapien aus der Jugendzeit berichten einige junge Menschen von Ablehnungen in der Polizei-Ausbildung. Im Falle einer Ablehnung haben Bewerber die Möglichkeit auf Einstellung zu klagen, müssen jedoch nachweisen, dass das ärztliche Gutachten falsch war. Dies ist meist schwierig zu erreichen, da die Anforderungen sehr hoch sind. Dennoch werden die meisten Bewerber in diesen Bereichen eingestellt.
Die Auswirkungen einer Psychotherapie können auch den Abschluss bestimmter Versicherungen beeinflussen. Beispielsweise kann die Offenlegung einer Psychotherapie bei der Beantragung einer Berufsunfähigkeitsversicherung Probleme verursachen. Es wird empfohlen, so präzise wie möglich den Grund für die Therapie anzugeben, um Missverständnisse zu vermeiden. Die Verjährungsfristen spielen hierbei eine Rolle, da je nach Zeitrahmen die Therapie angegeben werden muss oder nicht. In vielen Fällen lohnt sich dennoch der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung, um die eigene Arbeitskraft abzusichern.
Versicherungen wie die Risiko-Lebensversicherung oder die private Krankenversicherung können ebenfalls problematisch sein, wenn Psychotherapien in einem bestimmten Zeitraum stattgefunden haben. Eine differenzierte Prüfung seitens der Versicherer kann in solchen Fällen entscheidend sein. Angesichts der gestiegenen Nachfrage nach Psychotherapien, insbesondere während der Corona-Pandemie, hoffen Experten darauf, dass Versicherer psychische Erkrankungen in Zukunft differenzierter betrachten und individuelle Fälle genauer bewerten.