
Die Versicherungskammer plant, ihre Investitionen in Infrastrukturprojekte in Bayern in den nächsten fünf Jahren signifikant von 5,5 auf 7 Milliarden Euro zu erhöhen. Diese Initiative zielt darauf ab, bayerische Kommunen und die Energiewende zu unterstützen. Neben dem Wohnungsbau umfasst das Investitionsportfolio auch das Gesundheitswesen und die Energiewende. Laut einem Bericht von Antenne Bayern benötigt Deutschland zur Modernisierung und Sanierung seiner Infrastruktur in den nächsten zehn Jahren rund 600 Milliarden Euro. Diesen Betrag sieht die Versicherungskammer als Möglichkeit, in die bestehende Lücke zu investieren, da höhere Staatsausgaben alleine nicht ausreichen werden, um den Sanierungsstau zu beheben. Während die Kapitaleinlagen der Versicherungskammer bei etwa 70 Milliarden Euro liegen, bietet sie mit ihren Infrastrukturinvestitionen relativ niedrige Risiken und stabil planbare Erträge.
Zusätzlich berichten Experten, dass Deutschlands Infrastruktur stark unter Druck steht, was die Zukunftsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft betrifft. Der hohe Investitionsbedarf erstreckt sich über Straßen, Schienen, Energieversorgung und digitale Netze. In diesem Kontext gewinnt die langfristige Kapitalanlage in Infrastruktur für institutionelle Investoren zunehmend an Bedeutung. Regulatorische Hürden haben bisher jedoch den Investitionsspielraum eingeschränkt. Im Februar 2025 beschloss das Bundesministerium der Finanzen eine Reform der Anlageverordnung, die eine Infrastrukturquote von 5 Prozent des Sicherungsvermögens für regulierte Investoren einführte. Dies ermöglicht es, in Infrastrukturprojekte zu investieren, ohne andere Quoten zu belasten.
Konkrete Investitionsprojekte
Zu den konkreten Projekten der Versicherungskammer gehört die Finanzierung der Modernisierung und des teilweisen Neubaus einer Seniorenwohnanlage des Bayerischen Roten Kreuzes im Münchner Stadtteil Kieferngarten. Die Gesamtkosten belaufen sich auf einen hohen zweistelligen Millionenbereich, wobei die genaue Summe nicht bekannt ist. Interessanterweise wurde der Finanzierungsvorschlag ursprünglich mit einem Bankkredit angestrebt, jedoch ergaben sich ungünstige Konditionen, was dazu führte, dass die Versicherungskammer nun einen langfristigen Kredit mit 20 Jahren Laufzeit bereitstellt.
Das größte Projekt, das die Versicherungskammer ins Auge gefasst hat, ist die Umrüstung des Gasnetzes für das geplante Wasserstoff-Kernnetz der Bundesregierung. Erste Abnehmer für den Wasserstoff werden voraussichtlich Industriebetriebe sein, darunter die Glasindustrie in Oberfranken. Diese Projekte verdeutlichen sowohl die ambitiösen Ziele der Versicherungskammer als auch das Bestreben, in die dringend benötigte Infrastruktur zu investieren und damit einen Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Chancen und Herausforderungen für Investoren
Die Reformen im Bereich der Infrastrukturinvestments sollen private Kapitalmobilisierung zur Erneuerung der deutschen Infrastruktur fördern. Hierbei ist es jedoch notwendig, regulatorische Klarheit zu schaffen und geeignete Projekte zu identifizieren. Die ELTIF-2.0-Verordnung, die Anfang 2024 in Kraft trat, soll langfristige Investitionen attraktiver machen und bietet mehr Flexibilität sowie geringere Einstiegshürden für institutionelle Investoren. Diese Entwicklungen sind entscheidend, um den Investitionsbedarf zu decken und gleichzeitig planbare Rückflüsse, langfristige Verträge und Inflationsschutz zu gewährleisten.
Mit der geplanten Erhöhung der Investitionen in Infrastrukturprojekte und den bevorstehenden Reformen könnte die Versicherungskammer eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung der bayerischen Wirtschaft und der Energiewende spielen. Gleichzeitig müssen jedoch die bestehenden Herausforderungen und die Notwendigkeit für fundiertes Risikomanagement berücksichtigt werden.