
Am 16. Juni 2025 diskutierte die Nationalversammlung Vietnams in Gruppen den Entwurf des neuen Eisenbahngesetzes. Bauminister Tran Hong Minh betonte dabei die lange Geschichte der Eisenbahn, die in Vietnam über 140 Jahre zurückreicht. Die erste Eisenbahnlinie wurde damals zwischen Saigon (heute Ho-Chi-Minh-Stadt) und My Tho in der Provinz Tien Giang in Betrieb genommen. Trotz dieser Tradition hat der Schienenverkehr in den letzten Jahrzehnten stark an Marktanteil verloren und trägt heute nur noch 1 bis 2 % zum Personen- und Güterverkehr bei, während Straßen- und Seeverkehr erheblich zugenommen haben. In den Jahren 1990 bis 2022 stieg die Verkehrsleistung im Straßenverkehr um das 50-fache, und auf dem Seeweg um das 26-fache, was die geringe Wettbewerbsfähigkeit der Eisenbahn verdeutlicht.
Minister Minh wies darauf hin, dass die Infrastruktur des vietnamesischen Eisenbahnsystems stark veraltet ist und die Lokomotiven sowie Fahrzeuge eine Lebensdauer von 13 bis 58 Jahren haben. Die Projektverläufe werden durch externe Faktoren beeinflusst, die zu verzögerten Bauzeiten und Budgetüberschreitungen führen. Zudem stehen die Projektmanager oft vor technologischen Herausforderungen, da die während der letzten Jahrzehnte eingesetzten Technologien aus verschiedenen Ländern stammen und sich somit nur schwerlich synchronisieren lassen. Der Gesetzesentwurf soll diese Unzulänglichkeiten beseitigen, die Vorbereitungszeit verkürzen und Kosten sparen.
Gesetzesentwurf und Investitionen
Der überarbeitete Gesetzesentwurf umfasst etwa 60 Artikel, nachdem 24 Artikel gestrichen wurden. Wichtige Inhalte des Entwurfs erläutern staatliche Förderpolitiken für die Eisenbahnentwicklung, sowie klare Kriterien für die Anwerbung von Investoren. Der Minister betonte auch die Notwendigkeit, private Unternehmen in den Investitionsprozess einzubeziehen. Derzeit sind fünf Investoren für die Beteiligung an Eisenbahnprojekten registriert. Die Reformen im Gesetzesentwurf zielen darauf ab, die Verfahren für Investitionen zu verbessern und ermöglichen die Zusammenlegung von Planungsschritten. Auch die Aufteilung von Baufeldräumungsprojekten in unabhängige Projekte wird erlaubt, um Verzögerungen zu vermeiden.
Die Prognosen bis 2050 zeigen, dass die Nachfrage nach Gütertransport über 18 Millionen Tonnen pro Jahr steigen wird, während der Personenverkehr voraussichtlich 119 Millionen Fahrten pro Jahr erreichen könnte. Daher ist der Ausbau des Schienennetzes entscheidend. Der Nord-Süd-Wirtschaftskorridor verbindet 20 Provinzen und Städte und trägt über 50 % zum BIP des Landes bei. Hoang Van Cuong, Mitglied des Finanz- und Haushaltsausschusses, hob die Notwendigkeit eines modernen Schienenverkehrssystems hervor, um die Entwicklung des Landes zu unterstützen.
Zukunftsperspektiven für die Eisenbahn
Der Beschluss des 13. Nationalen Parteikongresses strebt den Bau von Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecken bis 2030 an. Experten betonen, dass eine moderne Hochgeschwindigkeits-Eisenbahn helfen kann, die Industrialisierung und Modernisierung des Landes zu beschleunigen sowie die nationale Verteidigung und Sicherheit zu verbessern. Nguyen Duc Kien, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses der Nationalversammlung, kritisiert die langsamen Fortschritte beim Bau dieser entscheidenden Hochgeschwindigkeitsstrecken, während Dang Sy Manh, Vorsitzender der Vietnam Railway Corporation, die Dringlichkeit von Investitionen in ein solches Netz insbesondere für die wirtschaftliche Entwicklung unterstreicht.
Die Herausforderungen, vor denen das Eisenbahnsystem Vietnams steht, sind sowohl vielfältig als auch komplex. Die Kombination aus veralteter Infrastruktur, unzureichender Technologisierung und der Notwendigkeit, internationale Standards zu erreichen, erfordert dringende und effektive Maßnahmen, um die Rolle der Eisenbahn im nationalen Transportnetz zu stärken und zu modernisieren. Die Diskussion rund um den Gesetzesentwurf dürfte daher eine entscheidende Rolle in der zukünftigen Entwicklung des Schienenverkehrs in Vietnam spielen.