
Deutschland sieht sich einer massiven Herausforderung gegenüber: Die größte Wiederaufforstungsaktion seit dem Zweiten Weltkrieg steht bevor. Diese Notwendigkeit resultiert aus den gravierenden Folgen des Klimawandels, die Fachleute als „Waldsterben 2.0“ bezeichnen – eine Situation, die noch schwerwiegender ist als in den 1980er Jahren. Rund 525.000 Hektar Waldbestand sind stark geschädigt, insbesondere die Fichtenbestände sowie Laubbäume wie Buchen und Eichen müssen aufgeforstet werden. Über 80 Prozent der verbleibenden Bäume weisen Schäden auf, selbst nach einem nassen Jahr 2024.
Besonders betroffen sind die Mittelgebirge, wie der Harz und der Thüringer Wald, sowie Teile von Nordrhein-Westfalen und Hessen. Die Monokulturen, die seit der Nachkriegszeit entstanden sind, zeigen sich als anfällig für Schädlinge und die Auswirkungen des Klimawandels. Laut einer Untersuchung des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) können Investitionen in klimastabile Mischwälder eine beeindruckende Gemeinwohl-Rendite von 1100 Prozent erzielen. Jeder investierte Euro in Aufforstung könnte einen Wert von zwölf Euro generieren, was einem gesellschaftlichen Nutzen von etwa 200.000 Euro pro Hektar entspricht.
Aktuelle Herausforderungen und Schadensbericht
Die Situation wird weiter kompliziert durch extreme Wetterbedingungen, die in den letzten Jahren den deutschen Wäldern stark geschadet haben. Stürme, die im Herbst 2017, Frühjahr 2018 und 2022 auftraten, und eine ausgeprägte Trockenheit in den Jahren 2018 bis 2020, 2022 und 2023 haben erheblich zur Schädigung beigetragen. Diese extremen Bedingungen begünstigten die Massenvermehrung der Borkenkäferarten Buchdrucker und Kupferstecher, wodurch die Stabilität der Fichtenwälder stark beeinträchtigt wird. Besonders Augenmerk liegt auf den Schäden, die durch Sekundärschädlinge an Laubbäumen wie Buche und Eiche verursacht werden. In einer Waldzustandserhebung von 2024 wurde festgestellt, dass 36 Prozent der Bäume eine deutliche Kronenverlichtung aufweisen und nur 21 Prozent der Bäume als gesund gelten.
Die finanziellen Ressourcen zur Wiederaufforstung sind ebenfalls ein kritischer Punkt. Bund und Länder haben seit 2019 circa 870 Millionen Euro für Aufforstungsmaßnahmen bereitgestellt, wobei allein für das laufende Jahr 125 Millionen Euro eingeplant sind. Dennoch reichen die Förderungen oft nicht aus, um die Pflanzkosten von etwa 17.000 Euro pro Hektar zu decken. Dies führt dazu, dass unbewirtschaftete Flächen entstehen, was langfristig zu hohen Klima- und Umweltschäden führen kann.
Maßnahmen und Programme zur Aufforstung
Um die Situation zu verbessern, wurde die Klima-Initiative „Morgen kann kommen“ ins Leben gerufen, die seit 2022 aktiv ist und der bereits über eine Million Setzlinge finanziert und gepflanzt hat – dies entspricht einem geschätzten gesellschaftlichen Wert von über 100 Millionen Euro. Zusätzlich setzt das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) sowie das Förderprogramm „Klimaanpassungswaldmanagement“ (KWM) neue Maßstäbe in der nachhaltigen Waldbewirtschaftung.
Die hohe Nachfrage nach diesen Programmen hat zur Ausschöpfung der Mittel aus dem ANK geführt, was einen starken Anreiz für private und kommunale Waldbesitzende geschaffen hat, klimaangepasste Bewirtschaftung zu implementieren. Laut aktuellen Schätzungen muss die Wiederbewaldung von mehr als 500.000 Hektar Waldfläche fortgesetzt werden, um die ökologischen Schäden zu beheben und die Wälder für zukünftige Generationen zu erhalten.
Ein umfassender Plan zur Wiederaufforstung und Sanierung ist dringend notwendig, um die Wälder, die für Klimaschutz, Biodiversität und als Holzlieferant unverzichtbar sind, zu stabilisieren. Der Weg in eine klimafreundliche Zukunft erfordert sowohl eine engagierte finanzielle Unterstützung als auch einen strategischen Ansatz in der Auswahl geeigneter Baumarten und der Förderung der Naturverjüngung.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf fr.de und bmel.de.