
Im aktuellen SWR-Videopodcast „Zur Sache! intensiv“ hat Susanne Herre, Hauptgeschäftsführerin der IHK Region Stuttgart, deutliche Kritik an der mangelhaften Eigenverantwortung von Unternehmen während Krisenzeiten geäußert. Sie stellt fest, dass Unternehmer oft zu schnell nach staatlicher Unterstützung verlangen, anstatt selbst aktiv zu werden. Diese „Vollkasko-Mentalität“ sei ein Phänomen, das sich seit der Corona-Krise verstärkt habe, als zahlreiche Förderprogramme zur Unterstützung der Wirtschaft ins Leben gerufen wurden. Herre fordert eine Abkehr von dieser Haltung, um die unternehmerische Verantwortung wieder in den Vordergrund zu rücken. Die IHK Region Stuttgart hat derzeit 175.000 Mitglieds-Unternehmen.
Die Diskussion kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Bundesregierung mit ihrem Wachstumsbooster eine Initiative gestartet hat, um Investitionen zu fördern. Herre begrüßt diesen Schritt, der eine bessere Abschreibung von Neuanschaffungen ermöglicht und dazu beitragen soll, den internationalen Wettbewerb zu stärken. Insbesondere unterstützt sie die Absenkung des Körperschaftsteuerniveaus, da dies zu mehr Wachstum und letztlich zu höheren Steuereinnahmen führen könnte. Insgesamt plant die Bundesregierung, rund 50 Milliarden Euro für dieses Paket bereitzustellen, was durch die Aufnahme neuer Schulden realisiert werden soll.
Kritik an der Stromsteuerregelung
Ein zentrales Thema in Herres Argumentation ist die Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht für alle Wirtschaftsbereiche zu senken. Diese Senkung gilt ausschließlich für das produzierende Gewerbe und die Landwirtschaft, was von Herre scharf kritisiert wird. Sie weist darauf hin, dass auch Branchen wie Lebensmittel und Gastronomie, die unter hohen Energiekosten leiden, von dieser ungleichen Regelung betroffen sind. Laut Herre ist dies ein nicht zu vernachlässigendes Problem, da die hohen Energiekosten für viele Unternehmen eine erhebliche Belastung darstellen.
Ein Jahr nach der Einführung des Notfallpakets, auch bezeichnet als „Doppelwumms“ von Kanzler Olaf Scholz, wird die Notwendigkeit einer nachhaltigen wirtschaftlichen Strategie besonders deutlich. Die Bundesregierung kann nicht unbegrenzt milliardenschwere Rettungspakete wie vor der Krise schnüren. Scholz betont in diesem Zusammenhang, dass die Regierung für die finanziellen Sorgen der Bürger da sein möchte, was er mit dem Satz „You’ll never walk alone“ verdeutlichte. Dennoch bleibt die Frage, wie lange das Krisenmanagement in dieser Form fortgeführt werden kann, ohne dass es zu einer weiteren Belastung der Staatsfinanzen kommt.
Die Worte von Herre und die aktuellen Maßnahmen der Bundesregierung zeigen klar, dass die Balance zwischen staatlicher Unterstützung und unternehmerischer Eigenverantwortung neu austariert werden muss. Nur so kann ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum in der Region gewährleistet werden.