
Der bevorstehende Systemwechsel in der Wohneigentumsbesteuerung sorgt für hitzige Debatten unter Wirtschaftsvertretern. Viele Wirtschaftsverbände, vor allem aus der Romandie, stellen sich gegen die geplanten Änderungen, die am 12. Juli 2025 zur Abstimmung kommen sollen. Der Widerstand ist besonders stark, da er Sorgen um Aufträge und die Energiewende aufwirft. Dabei geht es im Kern um die Abschaffung des Eigenmietwerts, wodurch fiktives Mieteinkommen nicht länger besteuert werden soll. Im Gegenzug sind jedoch Änderungen bei den Abzügen vorgesehen, die beträchtliche Bedenken wecken.
Das geplante neue System würde bedeuten, dass keine Schuldzins- und Unterhaltsabzüge mehr geltend gemacht werden könnten. Zudem fallen Abzüge für klimafreundliche Investitionen weg, was für viele Kritiker eine besorgniserregende Entwicklung darstellt. Christoph Schaer, Direktor von Suissetec, bestätigte die Bildung einer Allianz aus Wirtschaftsverbänden und bürgerlichen Politikern, die sich für ein Nein zur Reform einsetzen. Die Allianz, die sich „Gewerbe-Allianz Sanierungsstopp-Nein“ nennt, startet ihre Kampagne im August. Sie macht auf die potenziellen negativen Auswirkungen aufmerksam, die ein Wegfall der Abzüge auf wichtige Investitionen im Gebäudepark haben könnte.
Wirtschaftliche Auswirkungen und politische Reaktionen
Die finanziellen Folgen des Systemwechsels werden auf etwa 1,7 Milliarden Franken geschätzt. Dies sorgt sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik für Besorgnis. Der Schweizerische Gewerbeverband, mit Urs Furrer an der Spitze, argumentiert, dass die Eigentümer von der Abschaffung des Eigenmietwerts profitieren würden. Allerdings gibt es in der Romandie Zweifel, ob die Eigentümer die gesparten Gelder tatsächlich für Renovationen verwenden werden. Ein signifikanter Teil der Bevölkerung scheint sich der Risiken bewusst zu sein, die mit dem Vorhaben verbunden sind.
Einige Hauseigentümerverbände in der Westschweiz empfehlen gar, keine Parole zu fassen, während ein anderer Verband sich für ein klares Nein auspricht. Widerstand kommt nicht nur von der Wirtschaft, sondern auch von linker Seite sowie von den Kantonen, was die politische Landschaft zusätzlich polarisiert.
Verknüpfung mit der Objektsteuer
Die Abstimmung über die Objektsteuer auf Zweitliegenschaften ist eng mit dem geplanten Systemwechsel verknüpft. Ein Nein zur Objektsteuer könnte auch das Ende der Reform-Pläne bedeuten. Diese Verknüpfung sorgt für weitere Unsicherheiten und verstärkt die Diskussionen innerhalb der Bevölkerung. Der Bundesrat zeigt sich prinzipiell offen für eine Reform der Wohneigentumsbesteuerung, aber nur, wenn diese ausgewogen und finanzierbar ist.
Die politischen Entscheidungsträger sind sich bewusst, dass die Eigenmietwertbesteuerung seit Jahren umstritten ist, vor allem bei Eigenheimbesitzern. Nach einer langen Diskussion und mehreren Runden in den Räten muss nun entschieden werden, wie die Reform tatsächlich umgesetzt wird. Die klare Ablehnung diverser Verbände lässt darauf schließen, dass eine tiefere Auseinandersetzung mit den Anliegen der Bevölkerung und der Wirtschaft notwendig ist.
Der Bundesbeschluss über die Erhebung einer besonderen Liegenschaftssteuer, der ebenfalls zur Abstimmung steht, wurde von beiden Kammern mit einer Mehrheit von Ja-Stimmen angenommen. Diese Verfassungsbestimmung unterliegt jedoch dem obligatorischen Referendum, was bedeutet, dass ein doppeltes Mehr zur Annahme nötig ist. Der Ausgang der Abstimmungen wird daher mit Spannung erwartet.
Zusammengefasst zeichnet sich ein komplexes Bild in der Schweiz ab, wo sowohl wirtschaftliche als auch soziale Faktoren eine entscheidende Rolle für die künftige Wohneigentumsbesteuerung spielen. Ob die Reform letztlich angenommen wird, bleibt bis zur Abstimmung im September 2025 ungewiss.
Weitere Informationen zu den Hintergründen finden Sie auf SRF und ESTV.