
In Salzwedel fand eine Diskussionsveranstaltung mit über 60 Teilnehmenden statt, die sich mit der Gemeinwohlökonomie beschäftigte. Diese Veranstaltung wurde von einem breiten Partnernetzwerk unterstützt, zu dem der Altmarkkreis Salzwedel, die Hansestadt Salzwedel, die IHK Lüneburg-Wolfsburg, der Bioladen „Grünland“, die Sparkasse Altmark West und die Voelkel GmbH gehörten. Ziel der Veranstaltung war es, einen Einblick in das alternative Wirtschaftsmodell der Gemeinwohlökonomie zu geben, das von Christian Felber entwickelt wurde.
Vor Beginn der Hauptveranstaltung hatten rund 30 Teilnehmende die Gelegenheit, den Bioladen „Grünland“ zu besichtigen. Inhaber Felix Neumann informierte über ökologische Nachhaltigkeit, faire Lieferketten und soziale Verantwortung. Die Abendveranstaltung fand in der IHK-Geschäftsstelle Altmark statt, wo Christian Felber, der Initiator der Gemeinwohl-Ökonomie, einen Impulsvortrag hielt. Dabei betonte er den gesellschaftlichen Mehrwert und die Stärkung der Resilienz sowie Wettbewerbsfähigkeit durch gemeinwohlorientiertes Handeln.
Chancen und Herausforderungen diskutiert
Die anschließende Gesprächsrunde wurde von Simone Britsch moderiert. In der Diskussion, an der Christian Felber, Felix Neumann, Ole Müggenburg von der Voelkel GmbH und David Feldbrügge von der Lehmladen GmbH & Co. KG teilnahmen, wurden die wirtschaftlichen Chancen und Herausforderungen der Gemeinwohlökonomie beleuchtet. Die Diskussion zeigte praktische Lösungen für aktuelle Herausforderungen auf, die durch das gemeinwohlorientierte Handeln ermöglicht werden können.
Ein Imbiss nach der Diskussion bot den Teilnehmenden die Möglichkeit zum persönlichen Austausch. Die Resonanz auf die Veranstaltung war durchweg positiv, und es zeigte sich ein wachsendes Interesse an alternativen Wirtschaftsmodellen, insbesondere in ländlichen Regionen. Landrätin Dagmar Schulz unterstrich die Bedeutung der Gemeinwohl-Ökonomie für die kleinstrukturierte Wirtschaftsregion und wies darauf hin, dass dieses Konzept im Zukunftsentwicklungskonzept des Landkreises verankert sei.
Begriff und Prinzipien der Gemeinwohlökonomie
Der Begriff „Gemeinwohl“ stammt aus der griechischen Antike und bezeichnet die gemeinsamen Interessen einer Gesellschaft. Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist das Gemeinwohl verankert (Artikel 14), und das Bundesverfassungsgericht betrachtet es als Ziel staatlichen Handelns. Die Gemeinwohl-Ökonomie zielt darauf ab, wirtschaftliches Handeln am Gemeinwohl auszurichten und Anreize für ethisches Handeln zu schaffen. Unternehmen, die in diesem Modell agieren, erhalten eine Gemeinwohl-Bilanz, die sie nach Kriterien wie Menschenwürde, ökologische Verantwortung und soziale Gerechtigkeit bewertet.
Die Bewegung hat sich seit 2010 weltweit verbreitet. In Deutschland gibt es aktuell acht zertifizierte Gemeinwohl-Gemeinden, die sich unterschiedlich für das Gemeinwohl einsetzen, beispielsweise durch Bürgerbusse oder Investitionen in Grünflächen. Kritikern zufolge müssten die Gemeinwohl-Kriterien auf das gesamte Wirtschaftssystem angewendet werden, was tiefgreifende Veränderungen zur Folge hätte. Zusätzlich warnen Organisationen wie die Wirtschaftskammer Österreich vor einer Einschränkung der Eigentumsrechte und unternehmerischen Freiheiten.
Zusammenfassend zeigt die Veranstaltung in Salzwedel, dass das Interesse an der Gemeinwohlökonomie wächst, insbesondere in kleineren und ländlichen Gemeinden. Die Unterstützung durch lokale Partner und eine engagierte Bürgerschaft könnten entscheidend dazu beitragen, dass dieses alternative Wirtschaftsmodell weiter verbreitet wird. Für mehr Informationen zur Gemeinwohlökonomie können die Berichte von Lüchow-Dannenberg und Deutschlandfunk besucht werden.