
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland hat sich 2024 dramatisch verschlechtert. Laut Staatsanzeiger verzeichnete die Bundesrepublik einen Anstieg der Unternehmensschließungen um 16 % im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt mussten 196.100 Unternehmen ihre Aktivitäten einstellen, was den höchsten Wert seit 2011 darstellt, als viele Betriebe infolge der Finanzkrise aufgaben.
Besonders betroffen sind alle Wirtschaftsbereiche, genannt wird auch der erhöhte Wettbewerbsdruck, unter dem insbesondere Industriebetriebe leiden. Hohe Energiekosten sind ein zentrales Problem, das in den letzten Jahren immer drängender wurde. Über 1.000 Betriebsschließungen in energieintensiven Bereichen wurden verzeichnet, was einem Anstieg von 26 % entspricht. Dies betrifft vor allem die Chemie- und Pharmaindustrie, in der 360 Unternehmen geschlossen haben, der höchste Stand seit über zwei Jahrzehnten.
Branchenspezifische Herausforderungen
Der Negativtrend zieht sich durch alle Sektoren. So meldeten technologieintensive Dienstleistungen einen Anstieg der Schließungen um 24 % mit etwa 13.800 betroffenen Unternehmen. Auch die Wohnungswirtschaft ist nicht verschont geblieben, hier gab es einen Anstieg um 20 %, was rund 9.700 Unternehmensschließungen bedeutet. Besonders hervorzuheben ist der Fachkräftemangel, der in zukunftsträchtigen Sektoren zu Engpässen führt und weniger Aufträge zur Folge hat.
Zudem zeigen die Zahlen, dass auch größere, wirtschaftlich aktive Unternehmen zunehmend schließen. Im vergangenen Jahr wurden 4.050 solcher Unternehmen abgemeldet, wobei dieser Trend im dritten Jahr in Folge anhält. Viele Unternehmen verlagern ihre Produktion ins Ausland oder investieren nicht mehr in Deutschland, was zu einem alarmierenden Verlust von Substanz und Know-how führen könnte.
Auswirkungen auf kleine Unternehmen
Die Situation für kleine Unternehmen ist ebenso angespannt. Laut ZDF erlebt André Bartel, der ein seit über 50 Jahren bestehendes Familienunternehmen in Esslingen leitet, erhebliche Schwierigkeiten. Trotz eines Auftragsvolumens, das einem Jahresumsatz entspricht, kann er seine Aufträge aufgrund fehlender Materialien nicht abarbeiten. Fehlende Ressourcen in Bereichen wie Heizungsbau, Elektroinstallation und Fensterbau bremsen seine Produktion.
Zusätzlich kritisiert Bartel die Überregulierung auf Baustellen, die zu zahlreichen Kontrollen führt und die Arbeitsabläufe stört. Ähnlich geht es Karl Breer, der ein Gebäudereinigungsunternehmen führt und einen Rückgang der Nachfrage aus der Bauwirtschaft bemerkt hat. Obwohl er in anderen Bereichen gute Auftragslage hat, leidet er unter Personalmangel. Er schätzt, dass er 20-30 % mehr Umsatz machen könnte, wenn mehr Personal zur Verfügung stände.
Kosten und Entlassungen in der Automobilindustrie
Die Lage in der Automobilindustrie bleibt ebenfalls angespannt. Unternehmensleiter wie Michael Weiss von ACPS Automotive berichten von betriebsbedingten Entlassungen, etwa bei großen Firmen wie VW, Bosch und ZF. Die finanzielle Situation wird durch die volatile Geschäftslage und die hohen Energiekosten, die in Deutschland als erheblicher Standortnachteil betrachtet werden, zusätzlich belastet. Diese Kosten wirken sich negativ auf die gesamte Lieferkette, insbesondere in der Metallverarbeitung, aus.
Die alarmierenden Zahlen zur Unternehmensschließung und die Schwierigkeiten, mit denen sowohl große als auch kleine Unternehmen konfrontiert sind, verdeutlichen die drängenden Herausforderungen, vor denen die deutsche Wirtschaft steht. Ungewisse politische Entscheidungen und eine steigende Verwaltungsbelastung verstärken die Probleme, die viele Unternehmer im Alltag bewältigen müssen.