
Rund 450 Betriebsrätinnen und Betriebsräte trafen sich heute, am 22. Mai 2025, auf einer bedeutenden Konferenz der Gewerkschaften GPA und PRO-GE, die unter dem Motto „Work in progress – Investitionen. Digitalisierung. Standort.“ stand. Die Teilnehmenden forderten eine offensive Industriestrategie sowie umfassende Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Digitalisierung in Österreich. Helmut Berrer vom Wirtschaftsforschungsinstitut Economica stellte fest, dass der Kapitalstock Österreichs zwar solide, jedoch veraltet ist und betonte, dass sich das Investitionsklima verschlechtert hat.
Berrer unterstrich die Notwendigkeit von Investitionen in moderne Infrastruktur und Maschinen, um die inländische Beschäftigung und den Wohlstand langfristig zu stärken. Christoph Badelt, Präsident des Produktivitätsrats, ergänzte, dass die stagnierende Arbeitsproduktivität auf dem Wachstum basiert, das lediglich auf einer wachsenden Erwerbsbevölkerung beruht, nicht auf Effizienzgewinnen. Diese Problematik wird durch den demografischen Wandel, der zu einer schrumpfenden Erwerbsbevölkerung führt, weiter verschärft und hemmt das BIP-Wachstum pro Kopf.
Forderungen und Herausforderungen
Ein zentraler Punkt der Diskussion war die energieintensive Produktionsstruktur Österreichs sowie die hohe Energieabhängigkeit. Die Konferenzteilnehmer erörterten die Notwendigkeit, in erneuerbare Energien und moderne Infrastruktur zu investieren. ÖGB-Bundesgeschäftsführerin Helene Schuberth forderte eine wachstumsorientierte Standortpolitik, die auf Investitionen und Qualifikation basiert. Zudem wurde die Notwendigkeit von Bildungsinitiativen hervorgehoben, um Frauen, ältere Menschen und gering Qualifizierte besser in den Arbeitsmarkt einzugliedern.
Die Herausforderungen der Digitalisierung standen ebenfalls im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion. Themen wie überbordendes Tracking, fehlende Transparenz bei KI-Systemen und mangelnde Weiterbildung wurden eingehend behandelt. Roland Sommer, Geschäftsführer der Plattform Industrie 4.0, wies darauf hin, dass der Mensch im Zentrum der Industrie 5.0 stehen muss. Diese Aussage fand Unterstützung bei AMS-Vorständin Petra Draxl, die die Bedeutung von Bildung für den Arbeitsmarkt unterstrich, insbesondere für Personen mit maximalem Pflichtschulabschluss, die ein dreimal höheres Risiko für Arbeitslosigkeit aufweisen.
Wichtige Personelle Entscheidungen
Barbara Teiber, die Vorsitzende der GPA, forderte eine klare Strategie, die die Beschäftigten in den Fokus stellt, während Reinhold Binder, der Vorsitzende der PRO-GE, die Notwendigkeit sozialer Sicherheit und Mitbestimmung betonte. Ein weiterer Positivpunkt der Veranstaltung war die erfolgreiche Wiederwahl der Konzernkoordinator:innen der GPA, wobei Philipp Kuhmann, Cornelia Kilian und Gerald Silbernagel mit über 90% der Stimmen bestätigt wurden.
Zusätzlich zu den österreichischen Themen formuliert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) klare Forderungen, die auch für Österreich von Relevanz sind. So fordert der DGB eine umfassende Reform der Pflegeversicherung und warnt vor düsteren Aussichten in diesem Bereich. DGB-Vorsitzende Anja Piel betont die Notwendigkeit, optimale Bedingungen für Beschäftigte in verschiedenen Regionen zu schaffen, um den Strukturwandel sozial abzufedern. Zudem wird ein armutsfester Mindestlohn von 15 Euro gefordert sowie die Modernisierung von Deutschlands Infrastruktur durch gezielte Investitionsoffensiven. Der DGB kündigte außerdem an, dass 332.000 Menschen an den Mai-Veranstaltungen teilnahmen und das Motto „Mach dich stark mit uns!“ lautete.
Insgesamt spiegelt die Konferenz der GPA und PRO-GE das breite Spektrum an Herausforderungen und Chancen wider, die sowohl in Österreich als auch in Deutschland angegangen werden müssen, um eine nachhaltige und inklusive Zukunft für alle Beschäftigten zu gewährleisten. Die Diskussionen zeigen, dass es einer klaren Strategie bedarf, um die Beschäftigten aktiv einzubeziehen und die wirtschaftliche Stabilität langfristig zu sichern.
Für weitere Informationen besuchen Sie die Websites der GPA und des DGB.