
Am 22. Mai 2025 kündigt die Bundesbank an, dass für Deutschland ein drittes wachstumsfreies Jahr in Folge bevorsteht. Diese pessimistische Prognose wurde von Bundesbankpräsident Joachim Nagel am Rande des G7-Gipfels in Kanada veröffentlicht. Die deutsche Wirtschaftsleistung konnte im ersten Quartal 2023 zwar um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal leicht ansteigen, doch dieser Anstieg wird möglicherweise durch vorgezogene Bestellungen infolge der US-Zollpolitik bedingt sein.
Die wirtschaftliche Situation könnte sich in den kommenden Quartalen verschlechtern. Nagel warnt davor, dass die Rückgänge des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozent im Jahr 2023 und um 0,2 Prozent im Jahr 2022 nicht nur vorübergehend sein könnten. Sollte dieser Trend weiterhin anhalten, wäre dies die erste Serie von BIP-Rückgängen in der Nachkriegsgeschichte. Besonders die Exportwirtschaft leidet unter den Auswirkungen der US-Zollpolitik, die die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte negativ beeinflusst.
Investitionen und notwendige Reformen
Angesichts dieser Herausforderungen betont Nagel die Dringlichkeit von Investitionen und Strukturreformen durch die neue Bundesregierung. Das geplante Investitionsprogramm der Koalition aus SPD und CDU, bekannt als Schwarz-Rot, umfasst mehr als 500 Milliarden Euro. Allerdings werden die Maßnahmen erst ab 2026 wirksam, und die Bundesbank erwartet keine direkten konjunkturstabilisierenden Effekte vor dem nächsten Jahr. Die Planung und Genehmigung von Infrastrukturprojekten könnte zudem zeitaufwendig sein, was den Wachstumseffekt der Bauprojekte einschränkt.
Die Erhöhung der Rüstungsausgaben sollte ebenfalls als ein Beitrag zum Wirtschaftswachstum gesehen werden. Im Zusammenhang mit der geopolitischen Unsicherheit könnte dies sogar neue Arbeitsplätze schaffen, wobei Schätzungen zufolge bis zu 200.000 neue Stellen entstehen könnten, wenn die Verteidigungsausgaben auf 3 Prozent des BIP steigen.
Folgen der US-Zollpolitik
Zusätzlich zur ohnehin belasteten wirtschaftlichen Lage warnt Nagel, dass eine Eskalation des Zollkonflikts mit den USA schwerwiegende Folgen für die deutsche Wirtschaft haben könnte. Laut Tagesschau ist zu erwarten, dass die Wirtschaftsleistung Deutschlands bis 2027 um fast 1,5 Prozentpunkte sinken könnte, sollten die von US-Präsident Trump angedrohten Zölle tatsächlich in Kraft treten. Diese Zölle könnten nicht nur die Exportnation Deutschland stark treffen, sondern auch den Arbeitsmarkt negativ beeinflussen, was insbesondere zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen könnte.
Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage könnte durch die Zölle weiter beeinträchtigt werden. Bereits jetzt haben 28,3 Prozent der Unternehmen in Deutschland Schwierigkeiten, offene Stellen zügig zu besetzen. Eine Abwertung des Euro könnte zwar kurzfristig die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stärken, doch diese Maßnahme allein wird nicht ausreichen, um die negativen Effekte der Zölle zu neutralisieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die kommenden Jahre für die deutsche Wirtschaft herausfordernd werden. Reformen und umfangreiche Investitionen sind jetzt notwendiger denn je, doch die Umsetzung dieser Maßnahmen wird Zeit benötigen, um die angestrebten Effekte zu erzielen.