
Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) hat ihre Wirtschaftsprognosen für die Regionen Osteuropa und Zentralasien erneut nach unten korrigiert. Für das Jahr 2023 wird nun ein Wirtschaftswachstum von nur 3 % erwartet, was einem Rückgang im Vergleich zu den zuvor prognostizierten 3,2 % im Februar und 3,5 % im September entspricht. Trotz eines Anstiegs der Prognosen für 2026 auf 3,4 % bleibt die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit aufgrund geopolitischer Spannungen und Handelsbeschränkungen hoch. Diese Einschätzungen betreffen fast 40 Länder, die sich von Mitteleuropa bis Zentralasien erstrecken, wie Südtirol News berichtet.
Ein zentrales Problem stellt die geschwächte externe Nachfrage aus Westeuropa dar. Die Anhebung von Importzöllen hat spürbare Auswirkungen auf den Handel, wodurch die Zollbelastung für die EBRD-Länder von 1,8 % auf 10,5 % gestiegen ist. Dabei ist die Slowakei am stärksten betroffen mit einer BIP-Belastung von 0,8 % durch zusätzliche Zölle. Einflussreich sind auch die Zölle auf Autos, die in der Slowakei 83 % des Zusatzvolumens ausmachen, während es in Ungarn 41 % sind.
Einfluss des Ukraine-Kriegs
Besonders betroffen von den Veränderungen ist die Ukraine, deren Wachstumserwartungen für 2025 auf 3,3 % gesenkt wurden. Die Prognose für 2024 müsse aufgrund des Krieges von 5,3 % auf 2,9 % reduziert werden. Auch die Inflation hat durch den Konflikt einen Anstieg erfahren und erreichte im März 14,6 %. Es wird erwartet, dass sie im ersten Halbjahr hoch bleibt, gegen Jahresende jedoch auf einstellige Werte sinkt.
In Russland wird für das Jahr 2024 ein BIP-Wachstum von 4,3 % prognostiziert, auch hier sind hohe Militärausgaben der Grund. Jedoch gibt es bereits Anzeichen für nachlassendes Wachstum, was die Inflationsrate im März auf 10,3 % erhöhte, was vor allem auf steigende Lebensmittelpreise zurückzuführen ist. Selbst für die Jahre 2025 und 2026 erwartet die EBRD nur ein bescheidenes Wachstum von 1,5 %.
Globale wirtschaftliche Auswirkungen
Die EBRD hat bereits zuvor die Wachstumsprognose für 2022 aufgrund des Ukraine-Kriegs um 2,5 % auf 1,7 % gesenkt. Dieses Ereignis wird als einer der größten Angebotsschocks seit den 1970er Jahren bewertet. Die Bank hebt hervor, dass viele Volkswirtschaften, insbesondere in einkommensschwachen Ländern, erheblich betroffen sind. Der Rückgang der Rohstofflieferungen aus Russland und der Ukraine, die einen bedeutenden Anteil an globalen Märkten wie Weizen und Mais liefern, hat weitreichende Folgen. In Nordafrika und im Libanon sind viele Volkswirtschaften stark exponiert gegenüber dem Rückgang des globalen Weizenangebots.
Die EBRD sieht die Möglichkeit eines Waffenstillstands innerhalb weniger Monate, gefolgt von einem Wiederaufbau in der Ukraine. Dennoch werden die Sanktionen gegen Russland voraussichtlich bestehen bleiben, was die russische Wirtschaft im Jahr 2023 in die Stagnation führen könnte, wie EBRD prognostiziert.