
Die Bundesregierung plant, mit einer Offensive im Wohnungsbau der drängenden Wohnraumknappheit in Deutschland entgegenzuwirken. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass der Trend hin zu mehr Wohnungsbau bereits vor der aktuellen Regierungsbildung erkennbar war. Dennoch gibt es besorgniserregende Warnsignale am Immobilienmarkt, die eine positive Entwicklung in Frage stellen. Experten betonen, dass zu wenig neuer und bezahlbarer Wohnraum entsteht, und die Stimmung in der Wohnungs- und Immobilienbranche ist vor dem bevorstehenden „Wohnungsbaugipfel“ im Kanzleramt angespannt.
Die Zahlen sprechen für sich: Im Juli 2023 wurden lediglich 21.000 Wohnungen genehmigt, was einen Rückgang von 31,5% im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Insgesamt sank die Zahl der Genehmigungen in den ersten sieben Monaten auf 156.200, was einem Minus von 27,8% entspricht. Insbesondere Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser gingen um 36,5% auf 30.800 zurück. Steigende Finanzierungs- und Baukosten stellen eine erhebliche Hürde für den Neubau dar und bremsen die Aktivitäten in der Branche.
Wirtschaftliche Herausforderungen
Die größten deutschen Börsenunternehmen befinden sich zudem unter Druck durch eine anhaltende Wirtschaftskrise und einen harten Wettbewerb. Zölle, die von US-Präsident Trump auferlegt wurden, könnten zusätzliche Belastungen mit sich bringen und die wirtschaftliche Lage weiter verschärfen. Zudem gibt es Unsicherheiten über die Zukunft des Volkswagen-Werks in Osnabrück, was von Niedersachsens Regierungschef als Verantwortung des Autokonzerns für den Standort betont wird.
Im Immobiliensektor sind die Herausforderungen ebenfalls massiv: Der Immobilienkonzern Vonovia hat bereits Zehntausende von Bauvorhaben gestoppt, und es kommt zunehmend zu Insolvenzen bei Bauunternehmen, darunter die Centrum-Gruppe, Gerch und die Project-Immobiliengruppe. Diese Entwicklungen tragen zu einer ernsthaften Wohnungsnot in Deutschland bei, die laut dem Eduard-Pestel-Institut so groß ist wie seit 20 Jahren nicht mehr, mit einem aktuellen Fehlbestand von über 700.000 Wohnungen.
Anstieg der Mieten und sinkende Immobilienpreise
Trotz dem stark gesunkenen Neubau und den Problemen auf dem Immobilienmarkt steigen die Angebotsmieten in großen Städten. Im ersten Halbjahr 2025 stiegen diese um 6,7%, wobei in Berlin gar ein Anstieg von 16,7% verzeichnet wurde. München bleibt mit 22,25 Euro pro Quadratmeter der teuerste Mietmarkt des Landes. Im Gegensatz dazu sind die Immobilienpreise im zweiten Jahr in Folge gesunken, mit einem durchschnittlichen Rückgang von 9,9% im Vergleich zum Vorjahr – der stärkste Rückgang seit 2000, besonders ausgeprägt in großen Städten wie Berlin, Hamburg und München.
Analysten von UBS prognostizieren jedoch, dass bei verbesserten Finanzierungsbedingungen mittelfristig wieder mit steigenden Immobilienpreisen zu rechnen ist. In Frankfurt und München gelten viele Immobilien als stark überbewertet, was durch Index-Werte von 1,27 bzw. 1,35 belegt wird.
Um den Wohnungsbau anzukurbeln, werden Vorschläge wie weniger strenge Vorgaben, zinsgünstige Baukredite und bessere Abschreibungsmöglichkeiten diskutiert. Die Immobilienbranche fordert zudem eine Absenkung der Grunderwerbssteuer, eine Verringerung der Bürokratie und eine vergünstigte Abgabe öffentlicher Grundstücke, um die Lage auf dem Markt zu verbessern.
Angesichts dieser Herausforderungen wird die Reaktion der Bundesregierung entscheidend sein. Die geplanten Maßnahmen zur Schaffung neuen Wohnraums könnten sowohl als Antwort auf die gegenwärtige Krise als auch als Schritt in Richtung zukunftsfähiger Wohnpolitik interpretiert werden.
Für weitere Informationen zu den aktuellen Entwicklungen im Wohnungsmarkt besuchen Sie die Artikel auf Tagesspiegel und Tagesschau.