
Am 11. Juli 2025 versendet das Weiße Haus Briefe an verschiedene Handelspartner und kündigt die Einführung von Sonderzöllen an. Während die EU bislang keinen Brief erhalten hat, sind Länder wie Japan, Thailand, Brasilien und Kanada bereits betroffen. US-Präsident Donald Trump hat angedeutet, dass die EU mit Strafzöllen von bis zu 20 Prozent rechnen muss. Diese Ankündigungen werfen einen Schatten auf die deutsch-amerikanischen Handelsbeziehungen.
Die deutsche Wirtschaft ist besonders stark von den Entwicklungen auf dem amerikanischen Markt betroffen, der mit einem Handelsvolumen von rund 253 Milliarden Euro im Jahr 2024 für Deutschland von herausragender Bedeutung ist. Trotz der Unsicherheiten zeigen sich viele deutsche Unternehmen optimistisch und glauben weiterhin an den Markt in den USA. Susanne Herre, Hauptgeschäftsführerin der IHK Stuttgart, hat in Gesprächen mit deutschen Firmen bemerkt, dass diese fest zu ihren Geschäften in den USA stehen.
Unternehmen und ihre Herausforderungen
Berichten von Unternehmensvertretern zufolge halten große Firmen wie BASF, Trumpf und Würth den US-Markt trotz der aktuellen Unsicherheiten für attraktiv. Auch der Geschäftsführer von Lauda, Marc Stricker, hebt die Bedeutung des nordamerikanischen Marktes für das Wachstum seines Unternehmens hervor. Dennoch gibt es Herausforderungen: Lauda sieht sich seit April mit einem Basiszoll von 10 Prozent auf Exporte in die USA konfrontiert, was den Umsatz erheblich belastet.
Marius Westermann, Geschäftsführer von SensoPart, meldet hohe Umsatzverluste auf dem US-Markt seit Januar. Ein zentrales Bedürfnis der Unternehmen ist die Planungssicherheit, um neue Aufträge zu generieren. SensoPart kann außerdem seine Produktion nicht in die USA verlagern, da die für den Markt benötigten Sensoren in Deutschland gefertigt werden müssen. Bis eine Klarheit über die Zollpolitik herrscht, werden die Investitionen in den USA auf Eis gelegt.
Aktuelle Zollankündigungen und Verhandlungen
In einer weiteren Entwicklung hat Trump angekündigt, Zölle auf Kupfer auf bis zu 50 Prozent zu erhöhen und sogar Zölle von bis zu 200 Prozent auf Pharmaprodukte in Aussicht gestellt. Der Zeitpunkt des Inkrafttretens bleibt jedoch unklar. Anfang Juli war eine Erhöhung höherer Zollsätze ursprünglich für den 9. Juli geplant, wurde jedoch auf den 1. August verschoben, um Verhandlungspartnern mehr Zeit für Einigungen zu geben.
Die EU und die USA hatten sich optimistisch gezeigt, bis zum 9. Juli zu einer Einigung zu gelangen, andernfalls wären erweiterte Zölle in Höhe von bis zu 50 Prozent in Kraft getreten. Der Fokus liegt auch auf Verhandlungen zu nichttarifären Handelshemmnissen, mit dem Ziel, Kooperationen in Bereichen wie LNG-Importen und KI-Technologien zu fördern. Die EU hat zudem Zollsenkungen in strategisch wichtigen Bereichen, wie Pharmazeutika und Halbleitern, gefordert und drängt auf Ausnahmeregelungen für betroffene Sektoren wie Automobile und Stahl.
In den vergangenen Monaten gab es immer wieder rechtliche Auseinandersetzungen über die Befugnisse Trumps in Bezug auf die Zollerhöhungen. Anfang Juni entschied ein US-Bundesgericht, dass Trump seine autorisierten Befugnisse überschritten hat, doch diese Entscheidung wurde vorläufig außer Kraft gesetzt, und die rechtlichen Verfahren dazu müssen in den kommenden Monaten fortgesetzt werden.
Die zukünftige Entwicklung der Handelsbeziehungen zwischen den USA und Deutschland bleibt unerwartet, da die Zollpolitik weiterhin für Unsicherheit sorgt.